Wir Sandstormer lieben unsere Strategieworkshops. Sie schweißen uns als Team zusammen, helfen uns implizite Annahmen, Erwartungshaltungen und Ansichten zu besprechen und geben uns Gelegenheit unsere gelebte Kultur und Strategie zu hinterfragen.
Sandstorm Thing: Strategieworkshop Oktober 2018
Für diesen 2-Tages-Strategieworkshop haben wir zwei Themen in den Mittelpunkt gestellt: unsere Werte und ein Ziel.
Unsere Werte standen seit 2014 unverändert auf unserem Kultur-Poster und wir stellten in Diskussionen immer öfter fest, dass bestimmte Dinge, die uns wichtig sind und uns ausmachen, darin nicht berücksichtigt wurden. Also war es an der Zeit, unsere Werte auf den Prüfstand zu stellen und mit viel mehr Sandstormern als noch vor ein paar Jahren zu diskutieren.
Nachdem wir im letzten Strategieworkshop zurück geblickt und herausgearbeitet hatten, warum Sandstorm existiert, stellte sich für uns nun die Frage, wie wir auf diesem gewonnenen Wissen aufbauen. Dazu wollten wir ein Experiment durchführen: Können wir als Unternehmen mit nunmehr 19 Sandstormern gemeinsam ein einzelnes Ziel definieren?
Sandstorm, das Bauernhaus und das "Thing"
Typisch Sandstorm, suchten wir uns für unseren Strategieworkshop eine Location, die sowohl einen Seminarraum für die eigentliche inhaltliche Arbeit, als auch ausreichend Schlafmöglichkeiten bietet, gleichzeitig aber kein Tagungshotel ist. Fündig geworden sind wir bei Universitas im Bauernhaus in Goßberg in Sachsen.
Ein uriger Ort, der einen passenden Rahmen für uns bot: Nähe zur Natur, bodenständige Schlichtheit, Gastfreundschaft und eine offene Grundstimmung.
Auch diesmal haben wir wieder alle Sandstormer eingeladen, an unserem Strategieworkshop teilzunehmen, ihre Stimme einzubringen und mitzugestalten - egal ob Student, gerade erst seit wenigen Wochen dabei oder schon seit vielen Jahren. Nach dem althochdeutschen Begriff für eine germanische Volksversammlung nannten wir unserer Versammlung "Sandstormthing".
Unsere beiden großen Themen "Werte und Ziel" gliederten wir folgendermaßen:
- Die Sandstorm Geschichte (zur inhaltlichen Einstimmung am frühen Morgen)
- Micromanagement bei Sandstorm - eine Abrechnung
- Alignment, Autonomie und die Rolle der Entropie
- Das IGEL-Prinzip (aus Good to Great von Jim Collins)
- Was ist uns wirklich wichtig?
- Darum bin ich bei Sandstorm richtig.
- Hier habe ich einen Konflikt gespürt.
- Unter diesen Umständen würde ich Sandstorm verlassen.
- Für die würde ich nicht arbeiten.
- Arten von Werten (aus The Advantage von Patrick Lencioni)
- Werte Diskussion
- Personal Why Statements von Florian, Sebastian und Tobias (aus Start with Why von Simon Sinek)
- Worin sind wir wirklich wirklich gut?
- Was können wir?
- Was können wir wirklich, wirklich gut?
- Wo stellen wir den Status Quo in Frage?
- Wo helfen wir anderen über sich hinaus zu wachsen?
- Ziel Diskussion
- Was ist uns wirklich wichtig?
Hausaufgaben, persönliche Sichtweisen und der Redestab
Wir haben in der Vergangenheit gute Erfahrung damit gemacht, unsere Strategieworkshops intensiv vorzubereiten. So intensiv, dass wir die konkreten Fragen benennen konnten, die wir stellen werden. Manche dieser Fragen geben wir uns dann als Hausaufgaben auf, damit wir in Ruhe darüber nachdenken können und nicht nur spontan während des Workshops antworten. Diese reflektierten Antworten gehen i.d.R. tiefer als spontane und bringen neue Gedanken ins Spiel.
Eine Methodik die sich bei uns etabliert hat, ist es, jeden nacheinander zu einem Thema zu Wort kommen zu lassen und die Antwort während derjenige spricht auf ein Flipchart zu schreiben. Damit erreichen wir vier Dinge:
- es ist klar, wer spricht und wem damit die Aufmerksamkeit aller gehört
- es wird eine persönliche Meinung geteilt, die nicht bewertet werden muss - nur Verständnisfragen sind erlaubt
- die Geschwindigkeit mit der vorgetragen wird, wird durch die Schreibgeschwindigkeit reguliert
- der Mitschreibende muss das Gesagte soweit verstehen, dass er die Essenz festhalten kann
Diese, zugegebenermaßen sehr zeitaufwendige, Technik funktioniert wunderbar für das Abholen persönlicher Sichtweisen. Für Diskussionen bedienen wir uns der Technik des Redestabs. Ein Gegenstand wird dabei zum Token, welcher das Rederecht symbolisiert. Nur die Person, die den Redestab hält, darf sprechen. Alle anderen hören dieser Person zu.
Beide Techniken helfen uns, auch die Meinungen von leisen Sandstormern zu hören, uns zu dispziplinieren dem Sprechenden emphatisch zuzuhören und erlauben dem Sandstormer seine Meinung ohne Unterbrechung wiederzugeben.
Erkenntnisse
Alignment, Autonomie & Entropie
Wir arbeiten bei Sandstorm immer daran, unser Alignment und unsere Autonomie zu balancieren. Dieses in der Agile-Bewegung verbreitete Modell haben wir mit der zusätzlichen Komponente Entropie diskutiert. Entropie wirkt als Kraft im Alignment-Autonomie System permanent entgegen des Alignments und verstärkt die Autonomie der einzelnen Sandstormer. Es ist somit ganz natürlich, dass wir permanent Energie in unser Alignment stecken müssen, nur um das Level zu halten.
Unsere Werte
Die Antworten jedes Sandstormers auf die vier vorbereiteten Aussagen "Darum bin ich bei Sandstorm richtig.", "Hier habe ich einen Konflikt gespürt.", "Unter diesen Umständen würde ich Sandstorm verlassen." und "Für die würde ich nicht arbeiten." waren extrem spannend und haben uns viele Einblicke gewährt, die wir in der normalen Zusammenarbeit nicht haben. Das Ergebnis war dabei genauso wichtig, wie die Diskussion, da wir durch das darüber sprechen die Sichtweise verstehen, sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten konnten. Insbesondere unser kleinster gemeinsamer Nenner bei moralischen Fragen (für die würde ich nicht arbeiten) ist gar nicht so klein.
Aus den Ergebnissen dieser vier Aussagen haben wir eine Kandidatenliste von Werten erstellt und diese dann in einer ausführlichen Diskussion nacheinander durchleuchtet. Als Modell nutzen wir die Werteklassifikation von Patrick Lencioni, da uns diese eine Differenzierung erlaubt. Es gibt bspw. Werte die uns wichtig sind, bei denen wir aber nicht sagen können, dass wir diese heute schon voll verkörpern. Zum Beispiel Werte wie Nachhaltigkeit und Bescheidenheit. Diese haben in der "Aspirational" Kategorie einen guten Platz, da wir bei Entscheidungen dennoch auf diese Werte zurückgreifen können.
Das Ergebnis unserer Diskussion zeigt die folgende Pinnwand. Dieser Stand ist noch nicht final - einzelne Werte und deren Namen können sich noch ändern, da wir den Arbeitsstand "sacken" lassen wollen, bevor wir in die Begriffsschmiede (aus dem engl. wordsmithing) gehen.
Sandstorm hilft Sandstormies sich selbst zu verwirklichen.
Personal Why Statements
Nachdem wir im Januar den Why Discovery Workshop für Sandstorm als Organisation gemacht haben, wollten wir diesen Prozess fortführen, indem wir persönliche Why Discovery Workshops durchführen. Begonnen haben wir mit Florian, Sebastian und Tobias, da die Persönlichkeiten unserer drei Gründer nach wie vor besonders stark in Sandstorm wirken.
Dies ist Tobias' Why, also der Zweck seiner Existenz: Ein Katalysator für andere beim Überwinden von Hindernissen sein, so dass sie ihr eigenes Vermögen erkennen, ihr Leben zu ändern.
Was können wir wirklich, wirklich gut?
Aus der Liste der Dinge, die wir denken gut zu können - und das war eine umfangreiche Liste - haben wir in einer gemeinsamen Diskussion die Dinge destilliert, die wir meinen wirklich, wirklich gut zu können. Diese haben wir in sechs Bereiche gegliedert:
- Neos und Flow
- ambitionierte Softwareentwicklung (harte Nüsse knacken)
- mit Pragmatismus und gesundem Menschenverstand qualitativ angemessene und intelligente Lösungen entwickeln
- uns proaktiv mit langfristigem Blick leichtfüßig in Neues einarbeiten
- Selbstreflexion und explizit machen, was uns wichtig ist
- konsequent Happiness für Sandstormer verfolgen
Das Ziel
Es wurde schon ziemlich spät am zweiten Tag unseres Workshops - den 8-Stunden-Arbeitstag hatten wir schon weit hinter uns gelassen - als wir auf die Zielgerade unserer Zusammenkunft einbogen: der Frage, ob wir mit dem Wissen der letzten zwei Tage ein Ziel für Sandstorm fomulieren können. Dazu haben wir uns in Gruppen aufgeteilt und die Frage "Welches Ziel haben wir in 10 Jahren erreicht, damit wir sagen können, wir sind erfolgreich gewesen?" beantwortet.
Die Ergebnisse, welche die Gruppen dann vorgestellt haben, haben uns ermuntert, dass wir mit etwas weiterer Arbeit ein Ziel formulieren können. Wir haben uns also neu aufgeteilt und die Ergebnisse der Gruppenarbeit in zwei anders zusammengesetzten Gruppen genommen, um diese zu verfeinern und zusammen zu bringen. Das Ergebnis waren nun zwei mögliche Zielformulierungen.
Um diese auf ein Ziel einzudampfen haben wir die Fishbowl-Methode angewandt. Fast zwei Stunden später freuten wir uns dann, tatsächlich ein Ziel auf ein Flipchart zu schreiben:
In 10 Jahren knacken wir überwiegend harte Nüsse und arbeiten überwiegend in Projekten, mit deren positivem Einfluss wir uns identifizieren können.
Das Ergebnis ist ein Ziel, was uns als Fixstern dienen soll. Es beinhaltet, dass wir anspruchsvolle Projekte suchen und gleichzeitig Projekte, die einen positiven Einfluss haben. Wir wollen die Welt mit unserer Arbeit ein kleines bisschen besser machen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich wir uns unserem Ziel nähern.
Und jetzt?
Wir haben viele Themen bearbeitet und fanden natürlich auch noch Zeit für viele persönliche und individuelle Gespräche. Und dennoch, zwei Tage sind bei weitem nicht genug, um alle aufkommenden Themen zu besprechen. Auch aus diesem Strategieworkshop sind wir wieder mit einem vollen "Parkplatz" gekommen, also einer Liste an Themen die uns wichtig sind, für die während des Workshops aber keine Zeit war.
Wir haben schon begonnen uns auf unser Ziel auszurichten und Projekte danach zu beurteilen, ob sie uns erlauben komplizierte Aufgaben zu lösen, oder eher Standardprobleme darstellen. Ebenso schauen wir viel bewusster als vorher nach Projekten mit einem positiven Einfluss und haben bereits Ideen, wie wir diesen Weg verfolgen wollen.
Die entscheidende Erkenntnis für mich als Tobi war jedoch wieder, in was für einem großartigen Team ich mich einbringen darf. Ausnahmslos jeder Sandstormer hat seine persönliche Sicht beigesteuert, wir haben ein Vertrauenslevel erreicht, auf dem Ängste offen ausgesprochen wurden, in der sich selbst junge Sandstormer trauen, eine nicht-wertschätzende Diskussion direkt zu kritisieren und in der eine disziplinierte Diskussionskultur herrscht, die diese Ergebnisse überhaupt erst möglich macht.
Wir sind gespannt was die Zukunft bringt. Wir freuen uns drauf!