Folge 35 - Gemeinwohlökonomie

Wie passen Nachhaltigkeit und Wirtschaft zusammen?  

In unserer letzten Ausgabe für dieses Jahr haben wir uns mit Toni Kiel von Plant Values (www.plant-values.de) zusammengesetzt und uns über genau dieses Thema unterhalten. Wir diskutieren u.a. über Gemeinwohlökonomie, was das ist und wie Unternehmen ihren Teil dazu beitragen können. Dabei lassen wir die moralische Keule bewusst in der Tasche und schauen viel mehr auf die Chancen und Möglichkeiten, die sich, auch für uns als Gesellschaft, daraus ergeben. 

Im Laufe unseres Gesprächs sind wir u.a. an folgenden Themen vorbei gekommen: 

Außerdem haben wir in dieser Folge Bezug auf frühere Sandpapier-Ausgaben genommen: 

Falls ihr Fragen oder Anregungen habt, immer her damit:

Das Sandpapier ist unser regelmäßig unregelmäßiger Podcast. Wir erzählen aus unserem Alltag, was wir versuchen, anders zu machen und welchen Herausforderungen und Experimenten wir uns auf unserem Weg stellen.

Die Folge zum Lesen

Tobias
Herzlich willkommen zu unserer neuen Folge vom Sandpapier. Wahrscheinlich, wenn ich so auf die Uhr gucke, unserer letzten dieses Jahr. Wir wollten uns unbedingt noch mal zusammenhören, bevor es in die Weihnachtspause geht. Regelmäßig, unregelmäßig, ich glaube die letzte Folge war zum Strategie-Workshop, aber es ist soweit, wir wollten noch eine Folge machen. Und Marika war ganz, ganz fleißig im Hintergrund und hat heute einen super Gesprächspartner eingeladen. Ich sag schon mal hallo Marika.

Marika
Hallo Tobi!

Tobias
Ich freue mich sehr, dass du heute mit dabei bist und wir haben als Gesprächspartner heute den Toni von PlantValues. Hallo Toni.

Toni
Hallo auch von mir an euch beide.

Tobias
Ja PlantValues, wenn ich so auf mein Jahr zurückblicke, hatte ich ganz viele Veranstaltungen dieses Jahr, auf denen wir uns getroffen haben. Gefühlt habe ich echt dein halbes Team kennengelernt, vielleicht auch das ganze, ich weiß es gar nicht, aber es ging los im Februar, ich glaube schon, bei den Wirtschaftsenioren, da habt ich einen Clubabend gemacht, aber da warst du glaube ich immer mit dabei.

Toni
genau genau da hatte ich einen vortrag gehalten dass wir oben auf einem der drei schlösser in dresden oder?

Tobias
Genau im lingener schloss haben uns da getroffen. Und dann bin ich irgendwie mit Michael in Kontakt gekommen. Das war glaube ich im höchsten Lockdown. Da haben wir auch über Gemeinwohlbilanzierung und so was gesprochen. Da kommen wir nachher noch drauf. Da durfte sich ja Marika beschäftigen dieses Jahr. Interessantes Projekt auf jeden Fall. Und als ich letztens, als wir uns noch mal treffen durften, was war das? Hier lokale Agenda. Da war doch auch einer von euch und hat das mitgemacht. Bei der Sparkasse waren wir.

Toni
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dort Franzi oder Steve waren, aber ja, einer von beiden. Ja, da war er. Jetzt ja.

Tobias
Steve war da, jetzt. Wir hatten ganz viele Berührungspunkte, aber ich glaube, wer am besten beschreiben kann, was Plant Values ist und was das macht, das bist auch du. Erzähl das doch mal.

Toni
bitte. Aus unserem Dreierkreis hier bin ich das wahrscheinlich. Ich erzähle gerne mal, was wir tun. Um es ganz einfach runterzuberechen, wir sind vier Leute und eine Hündin und wir begleiten Unternehmen dabei, nachhaltiger zu werden. Und zwar kann das sehr, sehr vielgestaltig aussehen. Ich beschreibe gerne, dass wir so ein bisschen zwei Zielgruppen haben. Die eine hat sich so ein bisschen ergeben, weil wir uns an diesem Umfeld getrummelt haben. Wir begleiten junge und auch ältere Menschen bei ihrer Gründung von grünen oder sozialen Geschäftsideen, also quasi Gründungsberatung für Social Businesses und Green Startups und wie man das so sagt. Und die andere Seite, unsere andere Zielgruppe quasi, das, was wir meist beschreiben und tun, ist, dass wir etablierte Unternehmen dabei begleiten, nachhaltiger zu werden. Und das kann sehr divers aussehen. Wir arbeiten häufig auf einer eher strategischen, taktischen Ebene, würde ich sagen, mit den Unternehmen. Sprich, was wir nicht tun, sind Energieeffizienz, Analysen und so weiter. Wir gehen nicht ins Unternehmen und sagen, hey, hier können auch LEDs rein statt Lampen und hier kannst du den Druck noch um fünf Prozent senken, keine Ahnung. Genau, sondern wir machen quasi Nachhaltigkeitsberatung, wie man das so schön sagt. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen. Für viele Unternehmen steht am Anfang die Frage, was ist Nachhaltigkeit für uns? Welche Nachhaltigkeitsthemen sind für uns überhaupt wichtig? Und wir stellen häufig ganz viele andere Fragen. Warum wird es überhaupt mehr Nachhaltigkeit, so platt gesagt, in deinem Unternehmen voranbringen? Was ist dein Ziel? Was sind vielleicht auch deine anderen unternehmerischen Herausforderungen gerade und wie kann man das übereinbringen? Ja, wir glauben, es gibt ganz viel darum, Nachhaltigkeit eben wirklich in einem Unternehmen verankern zu können und nicht einfach nur ein, zwei schöne Maßnahmen zu haben und dann verpufft das leider wieder. Das ist so die Ebene, auf der wir arbeiten.

Tobias
Okay, ich glaube, du hast schon ganz viele Sachen angesprochen, indem wir nachher noch vorbeikommen werden. Ich meine, auf eurer Website, auf deinem Profil gelesen zu haben, was hast du studiert? Biotechnologie? Wie bist du dazu gekommen, dass ihr Plant Values gegründet habt?

Toni
Genau, ich habe Biotechnologie studiert und ich bin heute übrigens immer noch sehr, sehr dankbar darüber, dass ich dort ganz viel gelernt habe über Ökosysteme, darüber, wie Natur, ich sage ich mal ganz grob, funktioniert, wie Kreisläufe funktionieren, auch Stoffkreisläufe, darüber, dass ich heute weiß, was CO2 und Methan und Stickstoff eigentlich sind und was die im System machen. Das hilft mir heute immer noch noch sehr, auch wenn ich dann später in ganz anderen Sachen gearbeitet habe. Ich bin während des Studiums zu Paul Consultants gekommen. Alle, die in Dresden BWL oder ähnliches studieren, aber auch mittlerweile viel Soziologie, haben bestimmt schon mal davon gehört. Das ist doch die studentische Unternehmensberatung, oder? Genau, richtig. Und war dort ein bisschen ein Exot als Biotechnologe, aber trotzdem habe ich mich dort super viel einbringen können. Es war schön und ich habe halt ganz, ganz viel gelernt. Und auf jeden Fall irgendwann stand ich mit Steve und Markus, dem damaligen Mitgründer, zusammen und meinte, hey, lass doch verbinden, was uns wichtig ist, das Thema Nachhaltigkeit, was uns allen offenbar sehr wichtig war, mit dem, was wir offensichtlich gut können. Und das war halt damals schon, Unternehmen zu begleiten, zu beraten. Und so hat das Ganze seine Anfänge genommen. Wir haben Beratung quasi anders rumgegründet, als die meisten es tun. Üblicherweise hat man ja bei McKinsey gearbeitet und steigt irgendwann aus, findet eine Spezialisierung und nimmt seine eigenen Kunden mit oder so. Und wir mussten alles von Null aufbauen. Aber ich glaube, das hat uns auch viele Sachen anders machen lassen. Darüber bin ich heute sehr, sehr froh.

Tobias
Wie lange ist das her? Wann habt ihr gegründet?

Toni
Die offizielle Gründung war im Juli 2015, da zumindest haben wir den ersten Gesellschaftervertrag unterschrieben, was aber nicht heißt, dass wir dort schon wirklich wirtschaftlich tätig waren. Wir haben dort auch noch viele Ideen sortiert und erste Versuche gestartet und kleinere Projekte und Workshops gemacht. Und so seit drei Jahren, würde ich sagen, machen wir das Ganze sehr intensiv und professionell und mit auch der richtigen Man- und Woman-Power dahinter, würde ich sagen.

Tobias
Das Thema Nachhaltigkeit hat ja in den letzten Jahren immer mehr Öffentlichkeit bekommen und ist immer, wie soll ich sagen, immer mehr auch in den Fokus der Diskussion gerückt. Wie seid ihr denn, du hast gesagt, hey, das Thema war euch wichtig und ihr habt gesagt, lasst uns das doch zum Hauptinhalt unseres Handelns machen. Wie hat sich das für euch rauskristallisiert, dass Nachhaltigkeit für euch so im Zentrum steht?

Toni
Ich glaube es ist jeweils eine sehr individuelle, eine persönliche Reise, deswegen kann ich gar nicht für uns alle sprechen, auch wenn ich von den anderen beiden und auch mittlerweile uns allen weiß, woher es kommt. Bei mir hat sich, puh, ich muss überlegen, bei mir hat sich viel über das Thema Ernährung glaube ich, am Anfang getan. Ich habe seit ungefähr acht Jahren eine Hündin bzw. ich lebe mit einer Hündin zusammen, Bruni, die auch Teil unseres Teams ist, wenn man auf unsere Seite schaut. Habe ich auf der Website gesehen, ja. Und ich glaube Naturverbundenheit ist schon immer eine Sache bei mir, aber mit Bruni zu leben hat mir irgendwann eine andere Verbindung zu anderen Lebewesen gegeben und noch mehr Empathie und noch mehr, ich sag mal, Einfühlungsvermögen und zu sehen, dass ich mehr leide als sie, wenn sie sich wehtut oder so, hat mir gezeigt, dass ich es nicht mit mir vereinbaren kann, dass auch andere Lebewesen leiden, weil ich Hunger habe. Deswegen bin ich irgendwann Vegetarier geworden. Das soll aber gar nicht so die große Rolle spielen, ich meine nur, das war für mich so ein bisschen der Anlass, warum ich mich mehr mit diesen Themen beschäftigt habe. Und von da aus ging es dann eben viel um die moralische Komponente von Gesellschaft und damit später eben auch Nachhaltigkeit, um ökologische Folgen unseres Handelns und dann eben auch soziale Folgen unseres Handelns. Und so hat sich das weiterentwickelt und ich glaube damit wurde das Thema immer wichtiger für mich.

Tobias
Wenn du jetzt gerade moralische, wie soll ich sagen, so eine moralische Komponente ansprichst, in meiner Wahrnehmung ist das immer auch ein schweres Thema, wenn man über Nachhaltigkeit spricht, mit Unternehmen, im Freundeskreis oder so, wenn ich so das Gefühl habe, hey, da schwingt so die Moralkeule mit, so ich bin ein besserer Mensch, weil ich irgendwas tue, weil ich Vegetarier, ich mich ernähre oder weil ich kein Auto habe oder sonst irgendwas. Ich habe das Gefühl, das schlägt dann sehr schnell um in so eine Trotzreaktion. Ist dir das auch schon begegnet?

Toni
Ja, absolut. Also eigentlich andauernd, mal sehr direkt und mal sehr indirekt. Ich glaube aber auch, dass es so gut wie keine unserer Handlungen und damit Äußerungen anderen Menschen gegenüber gibt, die nicht irgendwie moralisch sind, die nicht was über uns und quasi unsere Weltanschauung aussagen. Und wenn uns jemand sagt, hey, ich habe letzte Woche 60 Stunden gearbeitet und voll das Projekt gewuppt und das war toll, sagt das auch was darüber aus, was diese Person gut findet und was diese Person als erstrebenswert erachtet. Und zwar, weiß ja nicht, sehr produktiv zu sein, einen großen, in dem Fall vielleicht ökonomischen Beitrag zu irgendwas zu leisten und so weiter. Und ich gebe dir aber recht, dass viele Nachhaltigkeitsthemen auf einer quasi auf einer anderen Ebene moralisch oder moralisierend sind und Menschen sich häufiger angegriffen fühlen, weil es wahrscheinlich ein stärkeres Hinterfragen der aktuellen Moral oder der aktuellen geläufigen Anschauung unseres Lebens ist. Und da man natürlich auf Widerstand trifft, wenn man sich selber hinterfragt fühlt, wenn man mit solchen Themen konfrontiert wird.

Tobias
Das ist für mich total spannend, das so zu beobachten, weil ja oft dieser oder es als Widerspruch dargestellt wird, Ökonomie und Ökologie, das ist das eine auf Kosten des anderen. Wenn wir anfangen, also wenn wir uns stärker nachhaltig orientieren, gerade auch als Unternehmen, geht das zu Lasten unserer Wettbewerbsfähigkeit oder müssen wir jetzt investieren und haben damit weniger Mittel zur Verfügung für unser Core-Business oder irgendwelche Geschichten? Und was ich dann immer versuche zu denken ist, lass uns das doch nicht in so einer negativen Brille betrachten, sondern wir sollten uns doch eigentlich die Frage stellen, können wir nicht wettbewerbsfähiger werden, wenn wir uns nachhaltiger verhalten? Und ich glaube, da gibt es total coole Beispiele, da kennst du wahrscheinlich in den Unternehmen, die überraten noch viel mehr als ich, aber wenn ich anfange darüber nachzudenken, wie ich halt weniger Abfälle produziere, wenn ich etwas tue oder wenn ich energiesparender unterwegs bin oder mir halt Gedanken darüber mache, wie ist denn mein Fußabdruck, ob jetzt als CO2 oder auch Ressourcenfußabdruck und da sozusagen effizienter werde, dann kann das doch ganz viele auch ökonomische Vorteile bieten und ich glaube, das verstellt oft diese falsche, aus meiner Sicht falsche, also irre geleitete Diskussionen, ob man jetzt das eine oder das andere macht, ist eigentlich die verkehrte.

Toni
Ich gebe dir total recht. Ich glaube, das trifft auf ganz, ganz viele Bereiche zu, nicht nur Nachhaltigkeit. Es gibt für all diese verschiedenen Dimensionen irgendwelche Business Cases und es gibt aber auch andere Ausprägungen, die kein Business Case sind. Also um das Beispiel Digitalisierung heranzuziehen, es gibt ganz viele Business Cases für Digitalisierung, wo Unternehmen damit neue Produkte und Märkte erschließen oder effizienter werden. Aber man kann sich natürlich auch ganz, ganz vieles denken, wo ein digitalisiertes Unternehmen überdigitalisiert ist und damit keine Effizienzgewinne oder neuen Produkte, sondern einfach nur zusätzliche Hürden und vielleicht Bürokratien aufbaut. Und genau das Gleiche gibt es natürlich in puncto Nachhaltigkeit. Nur, dass es hier natürlich wieder diese vielleicht auch moralische Komponente hat. Aber ja, die Chancen sind riesig, Nachhaltigkeit als Treiber für die Punkte zu sehen, die mein Unternehmen und meine Strategie vielleicht gerade braucht. Und klassischerweise, damit hat da vieles angefangen so ein bisschen auch, sind das Kosteneinsparungen, was du gerade schon gesagt hast. Wir können Energie einsparen, wir können Ressourcen einsparen, wir können Abfälle einsparen. Und das ist für viele Unternehmen ein super Anfangspunkt, um sich mit vor allem Umweltschutzthemen zu beschäftigen, Ressourcen sparen und damit Geld sparen. Aber es geht natürlich darüber hinaus. Also die Chancen von Produktinnovationen sind riesig durch das Thema Nachhaltigkeit. Wenn ich, ich sage mal ganz, ganz, ganz platt, meinen ProduktentwicklerInnen die Auftrag gebe, dass sie das nächste Produkt mit biobasierten Stoffen denken und designen sollen, dann haben die eine ganz andere Herausforderung und auf einmal sind dort wieder neue Impulse gesetzt, um ein Produkt anders zu denken und vielleicht noch ganz andere Vorteile daraus zu ziehen. Oder wenn ich sage, hey, es soll kreislauffähig sein. Und es gibt ganz spannende Beispiele, was da passiert. Patagonia hat zum Beispiel irgendwann gesagt, hey, also Patagonia schließt immer sehr die Meinung ihrer Kundinnen und Kunden mit ein und haben irgendwann gesagt, hey Leute, wir wollen Stoffe, ich glaube, da ging es um T-Shirts produzieren, die nicht so häufig gewaschen werden. Weil wir haben in Ökobilanzen halt herausgefunden oder gesehen, dass das Waschen von Stoffen ein riesiger Energie- und auch Ressourcenboost ist und dass eben ganz viele Stoffe wieder in die Umwelt geleitet werden. Also Leute, habt ihr Ideen, wie wir das reduzieren können? Und dann kamen ganz viele Ideen und aus den Ideen der Kundinnen, aus den Ideen der eigenen Entwickler und Entwicklerinnen, haben sie dann gesagt, okay, wir produzieren Stoff, in den Pfefferminzfäden eingewebt sind. Und sie haben auch mit dem zweiten experimentiert, wo dann Silberfäden eingewebt sind. Und auf jeden Fall allein diese Pfefferminzfäden haben dazu geführt, dass die Stoffe halt nicht so schnell gerochen haben, sondern eben einen angenehmen Geruch bewahrt haben und die Menschen nicht das Gefühl hatten, sie müssen die nach einmal oder zweimal tragen wieder waschen. Und nur durch diesen großen Willen, nachhaltiger zu sein und irgendwo weniger Einfluss auf Umwelt oder eben auch Gesellschaft zu haben, ist so eine Produktinnovation zu denken. Und ich glaube, das Potenzial ist für ganz viele Unternehmen groß.

Tobias
In dem, was du gerade beschrieben hast, steckt ja auch der Gedanke drin, ich rede mal mit meinen Kunden vielleicht und beziehe die mit ein, dieser Gedanke Crowdsourcing, dieses ich muss nicht alles sozusagen heimlich machen und nur auf meine internen Ressourcen zurückgreifen können. Auch das ist ja schon Teil eines anderen Mindsets, wenn so ein Unternehmen sagt, wir fragen halt mal unsere Kunden, was die an Ideen haben und nicht nur im klassischen Marketing-Sinne als, weiß ich nicht, wie nennt man das hier, Kundenbefragung oder sowas, sondern mit einem anderen Fokus, mit diesem tieferen, hey, wir wollen uns in eine bestimmte Richtung entwickeln, hilft uns, hier Ideen zu haben, weil das Unternehmen hat natürlich am Ende des Tages dann die Hausaufgabe mit dem Input, den es da bekommen hat, tatsächlich was draus zu machen, was funktioniert. Da spielen ja genau diese zwei Sachen dann wieder zusammen, auch bei Patagonia ein Produkt daraus zu machen, was ökonomisch für die funktioniert, aber eben auch auf der ökologischen Seite besser ist, als das, was man vorher hatte. Und das finde ich per se schon ein schönes Mindset, dass man sagt, hey, gemeinsam voranschreiten.

Marika
Ich finde es tatsächlich auch eine schöne Möglichkeit, auch seine Kunden jetzt in dem Beispiel jetzt auch auf so eine Thematik aufmerksam zu machen, dass man die Kunden praktisch da abholt, wo sie gerade sind und die denken, hey cool, die machen sich irgendwie darüber Gedanken, dass, weiß ich nicht, T-Shirts oder was weiß ich, so häufig gewaschen werden und es wäre doch cool, wenn man das nicht mehr machen müsste und dann beschäftigt man sich selber damit und entwickelt Ideen und interfragt auch vielleicht sein eigenes Verhalten darüber, wie zum Beispiel in dem ganz konkreten Beispiel, wasche ich vielleicht tatsächlich meine Sachen, egal ob sie jetzt von Patagonia sind oder nicht, zu oft oder zu häufig einfach und ich glaube, da hat man als Unternehmen auch eine sehr große Reichweite und ich glaube auch einen größeren Hebel, als wenn jetzt das irgendwie Lieschen Müller ganz für sich alleine macht. Ich glaube, da steckt sehr viel Potenzial dahinter. Das ist echt eine coole Idee mit den Pfefferminz-T-Shirts.

Tobias
Ich möchte auch mal nach Pfefferminzbonbon riechen.

Toni
Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

Marika
Ja, coole Idee.

Toni
Cool Idee. Absolut. Und was Sie gerade gesagt habt, ist auch, es ist eine neue Einstellung oder vielleicht keine neue, aber eine andere Einstellung dazu, wie Unternehmertum gelebt wird. Und das ist super spannend. Also sich selber nicht als diejenigen zu sehen, die entweder irgendwas verkaufen wollen, einfach nur an die Kundinnen und Kunden oder an diejenigen, die sich gegen irgendwas behaupten müssen, sondern das Ganze als ein Miteinander zu sehen. Das ist ja auch, wie Unternehmungen sehr originär entstanden sind, aus einer Gemeinschaft, aus einer Gesellschaft heraus, um wirkliche Bedürfnisse zu befriedigen und Probleme so zu lösen, dass sie eben halbwegs gut durch Ressourcen gebündelt werden und Menschen eben gemeinsam der Gemeinschaft was zurückgeben können. Und dieses Mindset, die eigenen Kundinnen und Kunden oder auch die Öffentlichkeit, aber vielleicht auch die Zulieferer und alle anderen mit ins Boot zu holen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, das ist vielleicht so eine kleine Rückbesinnung darauf. Und vielleicht hat es auch einfach ein paar hundert Jahre nicht funktioniert und aktuell ist wieder der Zeitpunkt dafür, dass es funktioniert, weil ganz viele Unternehmen zeigen ja genau das. Also auch die großen Unternehmen sind ja nicht blöd und haben natürlich verstanden, dass es total Sinn ergibt, die eigene Fanbase, wie man so schön sagt, mit einzubeziehen. Aber.

Tobias
Wenn wir jetzt bei dem Punkt sind, das Unternehmen steht ja nicht allein da und auch nicht nur als sozusagen als marktwirtschaftlicher Teilnehmer, sondern da gibt es ja noch mehr drum, ich sage mal Stakeholder ist jetzt ein Begriff, der ist nicht neu, den hat auch die klassische Betriebswirtschaft schon eine Weile entdeckt. Aber ich weiß, vielleicht kennst du dich da besser aus, Toni, seit einigen Jahren, ich weiß nicht, wie lange das schon als Begriff existiert, gibt es ja dieses Thema Gemeinwohl, Gemeinwohlökonomie, Gemeinwohlbilanz, was das unternehmerische Handeln im Kontext des Umfeldes und da geht es eben, ja, die finanzielle Sicht ist ein Aspekt davon, die Mitarbeitenden, die Mitarbeiterinnen, die Teammitglieder, also alle die, die sozusagen beteiligt sind, die Zuliefererketten, die Kunden, das wird ja alles irgendwie dort mal betrachtet und der primäre Fokus ist eben nicht, wie das vielleicht bei einer Balanced Scorecard ist, hey, welche Ziele sind zu erreichen in verschiedenen Sektoren, damit das Unternehmen erfolgreich ist, sondern wie ist denn, wenn ich die Gemeinschaft betrachte, wie gut tut mein Handeln als Unternehmen der Gemeinschaft und weißt du, wie lange das schon existiert, also Gemeinwohlbilanzierung, Gemeinwohlökonomie.

Toni
Also vielleicht hole ich ein bisschen weiter aus, einfach nur weil ich diese Hintergründe mag. Gemeinwohl ist ja absolut nichts Neues. Also Platon und Aristoteles haben sich damals Gedanken über das Gemeinwohl gemacht. Platon hat das alles in seiner Polis, seinen Dialogen zur Polis aufgenommen und dort quasi ein Fundament dafür gebildet. Und es ging schon immer darum, in einem Gemeinwohl zu versuchen, dass diese Gemeinschaft an Menschen, diesem Staat zum Beispiel oder auch kleineren Gemeinschaften wie Hausständen oder eben Unternehmungen, dass dort alle Menschen möglichst gut leben können. Und das Ganze hat sich halt viele, viele, viele Jahrhunderte und Jahrtausende fortgesetzt und war mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt. Und es gab aber auch schon früher Prinzipien, die genau darauf eingezahlt haben, die wir aber heute vielleicht weniger intensiv betrachten. Der erbare Kaufmann zum Beispiel, heute würde man sagen der erbare Kaufmensch, ist genau so ein Vorbild dafür. Also auch da ging es darum, zu betrachten, dass Menschen, die kaufmännisch tätig sind, einen großen Einfluss haben und gegebenenfalls viele Einflussmöglichkeiten haben, die aber eben verantwortungsvoll genutzt werden sollten. Und genau das war eben sozusagen dieser Kodex damals. Und viele Versicherungen, die sich irgendwann gegründet haben, haben ja auf einem ähnlichen Prinzip basiert oder ich bin gleich fertig mit meiner Aufzählung, auch ganz spannend, die Sparkassen hatten ja auch ursprünglich einen sehr klar gemeinwohl fundierten Ansatz. Also zu Anfang der industriellen Revolution, ich müsste sagen Ende des 18. Jahrhunderts, ja ich glaube schon, wo in meines Wissens die ersten Sparkassen gegründet, mit dem Auftrag dafür, dass sie den Sparsinn der Menschen fördern sollten und dass sie den Menschen damit aus der Armut helfen können. Weil das damals ein soziales Problem war, weil das durch die aufkeimende industrielle Revolution etwas war, wo gesellschaftlich eine Notwendigkeit, ein Bedarf für etwas Neues, für ein neues Geschäftsmodell war. Das war also ganz klar von einer gemeinwohl basierten Idee aus ein Geschäftsmodell geschaffen. Und das zieht sich durch und ich finde, so darf man eben auch gemeinwohl denken. Und genau, soviel ich weiß, Anfang der 2000er oder so, hatte sich dann in Österreich aus verschiedenen Gruppen diese Idee gebildet, wie man wieder das Gemeinwohl stärken kann und dafür eben stark auf unternehmerische Mittel setzt bzw. die mit einbezieht. Und irgendwie so in dieser Dreh und in diesem Kreis muss dann der Gedanke der Gemeinwohlökonomie maßgeblich durch Christian Felber dann irgendwann liedergeschrieben entstanden sein. So ungefähr mein historischer Abriss ohne Gewehr auf richtig und Vollständigkeit.

Tobias
Danke schön auf jeden Fall. Jetzt sind wir an dem Punkt Gemeinwohlbilanzierung.

Toni
Dankeschön auf jeden Fall.

Tobias
mit Michael dieses Jahr darüber gesprochen. Und ich weiß gar nicht mehr, was der Anlass war, aber wir sind dann so an den Punkt gekommen, wir als Sandstorm machen uns darüber Gedanken, wie können wir denn sozusagen aus unserem Anspruch heraus ein guter, wie hast du gesagt, so ein ehrbares, kaufmännisches Unternehmchen zu sein. Wie können wir das denn ein bisschen auf der einen Seite transparent machen, uns selbst gegenüber, was wir denn alles so tun, weil mit, weiß ich nicht, 20, 22 Teammitgliedern, die wir mittlerweile sind, ist das gar nicht mal mehr so einfach, dass jeder Bescheid weiß darüber, was so passiert, was wir so tun. Und auf der anderen Seite auch mal aufzudecken, hey, was sind denn Bereiche, wo wir momentan vielleicht blinde Flecken haben, die wir uns bis jetzt noch gar nicht gekümmert haben. Und dann hatte Michael mir so ein paar Links gegeben, unter anderem auch im Gemeinwohl-Bilanzierung, wo es so ein schönes Arbeitsheft gibt. Und die arme Marika hat dann die ehrenvolle Aufgabe bekommen diesen Sommer. Du hast dir das mal angeschaut im Detail.

Marika
Ich habe mir das mal angeschaut, genau, ja, also Arbeitsheft ist gut, es war ein ganzes Buch und da gibt es ja diese Matrix, die man da aufstellen kann, die so verschiedene, die Gruppen praktisch in Bezug auf die vier Werte sozusagen untersucht, also Werte waren, was war Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und das letzte war Transparenz oder so war es, genau, und dann die verschiedenen Gruppen, das hatten wir eben auch schon aufgezählt, Lieferantinnen, Eigentümerinnen, Finanzpartnerinnen, die Mitarbeitenden, die Kundinnen mit Unternehmen und die letzte große Gruppe ist so dieses gesellschaftliche Umfeld, in dem das Unternehmen agiert, genau, und da gab es dann eine ganze Reihe an Fragen sozusagen, die man sich selbst gestellt hat, wie man eigentlich in diesen Abschnitten, ja, handelt und das war sehr interessant, muss ich sagen, weil da tatsächlich auch Punkte beleuchtet wurden, wo man dann gemerkt hat, ok, da haben wir uns tatsächlich noch nicht so wirklich Gedanken drüber gemacht oder es gibt auch Punkte, wo man, also ich habe zumindest das Gefühl gehabt, dass es auch sehr branchenspezifisch oder abhängig ist, weil an manchen Sachen hat man eben mehr oder weniger, wie soll man sagen, Handlungsspielraum, bei uns zum Beispiel ist so ein ganz großes Thema, wie wir mit, wo war das hier, ökologische Nachhaltigkeit in der Zulieferkette ist zum Beispiel so ein Themenfeld und da geht es darum, dass man sich sozusagen als Unternehmen oder wir als Sandstorm sollten uns Gedanken darüber machen, wo unsere Arbeitsgeräte und unsere Produkte, mit denen wir praktisch unser Daily Business machen, wo die hergestellt werden, wie die hergestellt werden, unter welchen Bedingungen die hergestellt werden und wenn ich jetzt sage, ok, wir arbeiten größtenteils mit Apple-Geräten zum Beispiel, ist es natürlich schwierig, das irgendwie komplett 100% diese komplette Kette nachzuvollziehen oder am Ende irgendwelche seltenen Erden aus den Chips oder keine Ahnung, wo die halt herkommen.

Tobias
Das wirft ein paar total spannende Fragen auf, wenn man sich damit beschäftigt. Wenn man sich mal wirklich diese Frage stellt, hey, was sind denn unsere Zulieferer als Software-Unternehmen? Denken wir ja, also wie soll ich sagen, sind wir ja kein klassisches produzierendes Unternehmen, wo wir sagen, wir kaufen irgendwo Rohstoffe ein oder vorgefertigte Teilprodukte, die wir dann irgendwie zusammensetzen und wir sind sozusagen nicht direkt daran beteiligt, Ressourcen – also ich sage jetzt mal – physische Ressourcen umzuwandeln. Wie soll ich sagen, und dann kommt diese ökonomische Brille, die spielt ja zwangsläufig eine Rolle. Wir wollen ja als Unternehmen funktionieren, wir wollen besser werden und auf der anderen Seite – und das haben wir ja in verschiedenen Podcast-Folgen auch schon angesprochen – diese Frage, okay, damit wir überhaupt als Unternehmen funktionieren können, haben wir uns bestimmte Rahmenbedingungen für uns selbst ausgesucht, dass wir auf Produkte der Firma Apple setzen. Wie soll ich sagen, das ist ja Absicht mit allem, was wir sozusagen auch über die Punkte wissen, die da oft diskutiert werden, ob das jetzt Arbeitsbedingungen sind, die irgendwelche Zulieferer dieser Firma haben, was die Langlebigkeit oder Nicht-Langlebigkeit von Produkten angeht, was Reparierbarkeit angeht, was diese ganze Lieferkettengeschichte angeht. Als Unternehmen, was auf Hochtechnologie aufbaut – wir entwickeln jetzt keine Computerchips, aber wir nutzen die ja für unsere Arbeit, Server- und Rechenkapazität und so weiter – hat dieses Thema ja Relevanz für uns. Wir können uns die Frage stellen, wie viel Energieverbrauch erzeugen oder für wie viel Energieverbrauch sind wir verantwortlich, wie lange nutzen wir Geräte, reparieren wir sie oder tauschen wir sie aus, wenn sie abgeschrieben sind und hauen sie in den Müll. Und Marika, du hast dieses Beispiel so schön gebracht. Das hat und zum einen diese Gemeinwohlbilanzierung, die wir da gemacht haben, hat Licht in einige dunkle Ecken gebracht.

Marika
gebracht

Tobias
Und was es auch ganz deutlich gemacht hat, fand ich, war dieses Thema Nachhaltigkeit, das ist nie schwarz oder weiß. Man kann nicht sagen, jo, ich bin nachhaltig oder ich bin nicht nachhaltig, sondern das ist ein ganz, ganz großes Spektrum und manche Entscheidungen, wie soll ich sagen, die muss ich bewusst treffen und auch in Kauf nehmen, dass ich da vielleicht nicht am nachhaltigsten unterwegs bin in diesem einen Bereich und dafür ermöglich mir vielleicht andere nachhaltige Handlungen. Also als Beispiel, uns ist ja schon bewusst, dass es, was weiß ich, auch andere Hersteller von Computern oder sonst irgendwas gibt, auf die man setzen kann, offenere Betriebssysteme, Linux und so weiter. Wir haben ja auch da durchaus schon Experimente auch gefahren und dann ist es immer auch eine Abwägung zwischen ganz vielen Aspekten, ich habe ja das eine, Langlebigkeit, Reparierbarkeit ist das eine, das andere ist, wie gut wir zurechtkommen in unseren Arbeitsabläufen damit. Da kann man sich gerne die anderen Folgen hierzu, was war das, Mac versus Linux, ich weiß nicht mehr genau, wie es hieß. Hat der Kinko in den Apfel verschluckt oder sowas. Das ist der Tor, der Tor kann es ja machen. Wir haben ja sehr intensiv darüber gesprochen und machen ja auch immer wieder.

Marika
Hat der Kinko in den Apfel verschluckt oder sowas? Ah, ich wusste es doch. Du kannst es ja nicht.

Tobias
Ja, also wie soll ich sagen, wir haben nicht den Anspruch an uns in allen Aspekten, die du ja aufgezeigt hast, in dieser Matrix sozusagen 100 Prozent zu erreichen, was auch immer das ist, aber alleine schon dadurch, dass wir uns damit beschäftigen und die Frage stellen, wie können wir denn besser darin werden, da hat es, glaube ich, für uns schon echt was gebracht. Hast du noch, hast du die Liste vor dir?

Marika
Ja, ich habe die Matrix vor mir. Also, was ich noch dazu sagen wollte, ist, ich glaube, dass es auch nicht, also ich glaube persönlich, dass das nicht möglich ist, in allen Feldern da 100 Prozent oder 100 Punkte oder wie auch immer die Skala ist zu erreichen, weil das eine immer das andere beeinflusst. Und wie du eben schon sagtest, man entscheidet sich in dem einen Bereich halt für X und das hat eben immer Auswirkungen auf fünf andere Sachen. Und ich glaube, was uns wichtig dabei ist, dass man, dass wir uns selbst Gedanken darüber machen, wo man Handlungsspielraum hat und wo man was tun kann, wo man einen Hebel hat und dann auch sich selbst vor Augen zu führen, wo ist man schon ganz gut und wo ist man halt eher, naja, oft die nennen das hier so Basislinie. Also, man hält gesetzliche Vorschriften und sowas ein und kippt nicht seinen Müll in den Wald und sowas. Ja, diese Übersicht zu haben ist ganz gut und das einfach nicht zu sagen, wir sind jetzt hier super nachhaltig und guckt mal hier, was wir alles machen, sondern ich glaube, Tobi, da ist auch noch ein Blogpost befällig darüber. Wir wollten das mal veröffentlichen. Wir wollten das mal veröffentlichen, da war noch was, wo auch unsere, also die Öffentlichkeit sozusagen sieht, okay, die sind nicht überall 100 Prozent, aber wir stehen auch dazu und es ist uns auch bewusst.

Toni
Hahaha

Tobias
Wir wollten das mal veröffentlichen. Wir wollten das mal veröffentlichen, da war noch was, wo auch unsere, also die Öffentlichkeit sozusagen sieht, okay, die sind nicht überall 100%, aber wir stehen auch dazu und es ist uns auch bewusst. Das finde ich einen ganz, ganz wichtigen Punkt bei diesem Arbeitsbuch oder bei diesem Hilfsmittel, wonach ich ja auch geschaut habe, als ich mich mit Michael dazu ausgetauscht habe, dass über Nachhaltigkeit nachdenken und reden eben nicht nur ist, was machen wir denn alles Tolles? Wo machen wir uns Gedanken? Dass wir sagen, wir nutzen unsere Geräte, bis sie wirklich irreparabel kaputt gehen oder wir kompensieren vielleicht das CO2, was wir verbrauchen, wenn wir beim Auto irgendwo hinfahren oder ich habe keine Ahnung, was wir so alles Tolles tun und dann hast du da so eine schöne Liste und sagst, ah, unser Nachhaltigkeitsbericht, der Toni wird schon in sich reinschmunzeln und denken, das ist kein Nachhaltigkeitsbericht, das ist, ja, was ist es, Greenwashing oder eine schöne Fassade oder es fehlt ja dieser ganze andere Teil von dem, hey, was ist uns denn bewusst, wo wir uns noch verbessern können? Und da ist das, da fand ich echt das Schöne, diese Matrix, wenn du dir halt Tüppel, Tüppel, so durchgehst, dann kommst du halt auch mal an diesen Punkten vorbei.

Marika
Mhm.

Tobias
Wie ist deine Erfahrung, Tony, wenn ihr mit euren Kunden sprecht? Nutzt ihr solche Tools wie Gemeinwohlbilanzierung?

Toni
Vielleicht erst mal der Punkt. Also wir selber arbeiten gar nicht so häufig mit der Gemeinwohlbilanz. Also wir arbeiten, wir haben bisher noch nicht direkt mit ihr gearbeitet, nehmen sie aber immer wieder gerne als Orientierung. Weil die Gemeinwohlbilanz und die Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex und die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN und so weiter, die bringen alle verschiedene Facetten von Nachhaltigkeit mit sich und sich immer wieder an diesen Rahmenwerken zu orientieren, hilft halt wirklich, einen ganzheitlichen Blick darauf zu bewahren. Warum ich gerade gelacht habe, ist, weil ich mich total freue und begeistert bin. Das Gespräch, was ihr gerade miteinander geführt habt, ohne dass ich mich jetzt einmischen musste. Genau das sind Gespräche, die wir bei vielen unserer Projekten mit Unternehmen provozieren oder herbeiführen wollen. Also darum geht es ja im Kern. Niemand weiß hundertprozentig, was Nachhaltigkeit ist. Beziehungsweise ich würde sogar sagen, wenn wir uns Gedanken darüber machen, wie sieht eine nachhaltige Welt, eine möglichst nachhaltige Zukunft aus, dann werden auch wir drei dort unterschiedliche Vorstellungen davon haben. Deswegen kann es gar keine Schablone, gar keine Blaupause für einen nachhaltigen IT-Dienstleister, ein nachhaltiges produzierendes Unternehmen und so weiter geben, weil allein diese Vorstellungen, was denn eine nachhaltige Welt sein soll, sehr unterschiedlich sind. Aber genau diese Diskurse sind wichtig und in einer Gemeinschaft, in Unternehmen zum Beispiel, genau solche Punkte zu hinterfragen, das ist geil. Also genau darum geht es. Und deswegen, was ihr vorhin schon gesagt habt, geht es eben auch darum, wie Unternehmen organisiert sind, welche Hierarchien sie leben und so weiter. Vielleicht würde ich trotzdem ein, zwei Punkte nochmal mit aufgreifen, die ihr gesagt habt. Der eine Punkt ist, ihr habt so ein bisschen gefragt, was ist denn überhaupt bei uns wichtig bezüglich Nachhaltigkeit? Wir sind ein IT-Dienstleister, wir produzieren nicht. Das heißt, es geht nicht um unseren materiellen Ressourcenverbrauch, sondern vielleicht um den Strom, den wir verbrauchen, um die Produkte, die wir nutzen, die wir eingekauft haben. Vielleicht geht es auch darum, was ihr euren Kunden und Kundinnen zur Verfügung stellt und wie eure Tools oder sonstigen IT-Infrastrukturen möglichst wenig ressourcenauffällig sind und so weiter. Und diese Frage, welche Nachhaltigkeitsthemen sind für mich eigentlich wichtig, nennt man so in diesem Nachhaltigkeitsmanagement-Dunstkreis Wesentlichkeit. Und das wird tatsächlich immer wichtiger, weil das anerkennt, dass Unternehmen einfach super unterschiedliche Einflüsse auf Umwelt und Gesellschaft haben und dass man sich dessen erst mal bewusst werden muss. Und das hängt sowohl vom eigenen Geschäftsmodell ab, als auch vom eigenen Umfeld, als auch von der eigenen Kultur, den eigenen Mitarbeitenden. Also, um das vielleicht mal plastisch zu machen, um jetzt nicht von Unternehmen zu sprechen, sondern wir stellen uns mal ein indigenes Volk vor und die einen leben im tropischen Dschungeln und die anderen leben am Nordpol. Wenn die im tropischen Dschungel so einen Baum umhauen, weil sie sich gerade einen Bambus-Floßbaum wollen, ich weiß nicht, dann wächst dieser Baum in fünf Jahren, zehn Jahren oder so nach. Sprich, in einem Zeitraum, den sie selber überblicken können. Und vielleicht kann man auch mal einen Fehler machen, weil der nächste Baum kommt schon. Wenn die Inuit das tun, die irgendwo im hohen Kanada leben, wo so eine Fichte 100 Jahre braucht, weil es so kalt und so unwirtlich ist, bis sie ausgewachsen ist, da hat ihr Handeln eine ganz andere Folge, also auch für sie selbst. Und da können die sich diesen Fehler vielleicht nicht leisten. Und genau das gleiche eben auch, je nachdem, was ich tue, um jetzt wieder auf Unternehmen zu kommen. Wenn ich als Unternehmen große Ressourcen durch die Welt verschiffe, weil das irgendwie mein Kerngeschäft ist. Angenommen, ich stelle Zement her, weil alle Häuser werden aus Zement gebaut. Dann wird irgendwo für mich der Sand abgebaut und irgendwo, jetzt müsste ich lügen, die ganzen anderen Zutaten, die in so einem Zement-Sack sind. Und das heißt, als Unternehmen, das auch diese Größe haben muss, damit es irgendwie wirtschaftlich ist, habe ich eine riesige Verantwortung, weil das, was ich tue, mein Kerngeschäft, auf so viele große und ökologisch bedeutende Punkte wirkt, weil dort Ökosysteme dahinterstehen. Als regionaler IT-Dienstleister in Dresden ist das bei mir eben nicht der Fall, wenn ich meine Ressourcen anschaue, die ich irgendwo brauche und verbrauche, sondern vielleicht habe ich einen ganz anderen Einfluss. Oder um das Beispiel vielleicht vergleichbar zu machen, auch wenn ich ein größerer IT-Dienstleister bin mit einigen Tausenden Mitarbeitenden, auch da wird es weniger sein, dass ich Millionen Tonnen Ressourcen um die Welt schiffe, aber mein Hosting geschieht irgendwo und dafür wird ganz viel Strom verbraucht und der kann aus Kohle oder aus erneuerbaren Energien kommen. Und ich habe Einfluss auf Tausende von Mitarbeitenden und die wiederum auf Millionen oder so von Kunden und Kundinnen, Menschen, mit denen sie arbeiten. Und dort spielt vielleicht das Mindset eine große Rolle, weil ich die Möglichkeit habe, dort viel zu tun, wenn meine Menschen, also meine Mitarbeitenden, für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert sind. Und das ist gemeint, mit Wesentlichkeit herauszufinden, wo habe ich wirklich großen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft, also wo richtig großen Schaden an, aber auch wo habe ich große Potenziale. Und wenn ich mir dieser Punkte bewusst werde, dann weiß ich, welche Rahmenpunkte ich quasi für das Thema Nachhaltigkeit für mich setzen sollte, um von mir wirklich sagen zu können, ich meine es ernst.

Tobias
Super Punkt an, der für uns auch dieses Jahr noch mal deutlich wichtiger geworden ist. Dieses, ja, wir sind selber ein Team und die Diskussionen, die du ja auch gerade mitbekommen hast, die zwischen uns passieren, dieses Jahr haben wir auch ein Fokus darauf gelegt, so es denn möglich war, Pandemie, ich hab's doch gesagt. So es denn möglich war, uns auch mal die Frage zu stellen, wenn wir uns damit beschäftigen, gibt es ja bestimmt auch andere, die das tun, also wir haben uns ja dieses Jahr kennengelernt mit Plant Values, aber wir haben ja noch andere Sachen gemacht dieses Jahr als Sandstorm, wo wir uns ganz bewusst gesagt haben, hey, wir können in unserer Community, in unserer Region, mal mit meinem Fokus hier auf Dresden oder unserem Fokus hier auf Dresden als regionales Unternehmen, uns in bestimmte Bereiche einmischen, an bestimmten Stellen sozusagen von unserer Stimme Gebrauch machen und diesen Diskurs über unsere Grenzen, unsere Sandstorm Grenze sozusagen hinausbringen und das haben wir dieses Jahr in verschiedenen Aspekten gemacht. Marika, bitte ergänze, wenn ich was vergesse, wir haben das zum einen, Anfang des Jahres hatten wir ja den Workshop hier bei uns, hatten wir auch eine Podcastfolge zu zum Thema Hacking Politics, also wie bringe ich mich denn in den politischen Diskurs ein, haben wir bei uns hier im Bioinnovationszentrum durchgeführt mit Norbert Ross zusammen, haben wir auch eine Podcastfolge gemacht, sehr schöne Folge und wir haben, wir sind dieses Jahr Mitglied geworden im Lokale Agenda Dresden, BV heißt das so, als Unternehmen, wir haben eine Unternehmensmitgliedschaft dort beantragt und das hat schon zu total interessanten Gesprächen geführt und auch zu, wie soll ich denn sagen, diese Wahrnehmung, hey da ist ein Unternehmen, denen ist das wichtig, das ist nicht ein Verein, die sich mit irgendwelchen Themen beschäftigen, sondern da ist ein, ich sag mal, ganz platt ausgedrückt, wir als GmbH, uns wird immer Gewinnorientierung unterstellt, die auch immer wie das intern leben, vielleicht auch ein anderes Verständnis davon, was das heißt, aber dieses Außenbild, was wir vermitteln, wenn wir sagen, hey wir sind ein Unternehmen, uns ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig, wir stellen mal Fragen dazu, wir gehen in die Vernetzung rein, wir haben Ideen, wir haben Vorstellungen und das wird wahrgenommen, sowohl in der Gruppe sozusagen der Lokalen Agenda, so als hoch, ein Unternehmen, okay, die müssen hier nicht sein, die machen das freiwillig, das war total spannend in der letzten Sitzung, die wir da hatten, da kam durchaus die Frage, wo kommen die denn her und Marika war es dieses Jahr oder letztes Jahr, wir hatten uns auch mal mit der Arbeitsgruppe Wirtschaft von den Grünen getroffen, auch da hatten wir irgendwie einen Kontakt hergestellt und haben uns mit denen mal ausgetauscht, hier in Dresden sozusagen aus Stadtratssicht, Lokalpolitik und haben darüber gesprochen, was ist uns denn als Unternehmen wichtig und wo sollte es unserer Meinung nach hingehen und dieser Diskurs, Tony, den du angesprochen hast, der intern stattfindet, der extern stattfindet, der zeigt, hey es ist uns wichtig, es geht nicht um Absolute, sondern jedes Unternehmen, jede Organisation muss ihren eigenen Weg dafür finden und sich auch selber muss ihre eigenen Entscheidungen treffen, aber indem wir darüber reden, geben wir dem Thema in der Öffentlichkeit und zeigen und gehen auch mit gutem Beispiel voran, also mit gutem Beispiel im Sinne von, das macht auch Spaß, sich mit dem Thema zu beschäftigen, das ist nicht nur so was, das muss man auch extra machen und das ist nervig und blöd und wir zeigen auch, es gibt halt Bereiche, wo wir einfach mal Kompromisse eingehen müssen, wir können nicht alles auf einmal machen und das muss man auch nicht, ich glaube, das ist so eine ganz große Falle, in die man ganz oft rein stolpert, wenn man sich darüber Gedanken macht, wir ja auch, dass man sehr schnell in dieses kommt, oh Gott, wir könnten ja noch nachhaltiger sein, wir könnten ja noch nachhaltiger sein und da sind wir auch noch nicht voll da und dann wird das Thema so riesengroß und oh Gott, das schaffen wir nie, wie soll denn das gehen?

Marika
Ich glaube, da besteht die Gefahr, dass dann eben dieser Drive auch verloren geht. Wenn man sich immer noch vor Augen hält, was wir alles nicht machen und wo wir noch alles was machen könnten und sollen und müssen. Das ist dann schnell so ein riesiger Berg, der einfach unbezwingbar erscheint. Und deswegen hatten wir uns ja auch Gedanken gemacht, was können wir konkret in unserer direkten Umgebung tun? Deswegen zum Beispiel in Dresden. Deswegen haben wir uns auch mit dem Norbert Ross zum Beispiel zusammengesetzt und gesagt, okay, wie kann man denn hier die lokale Politik beeinflussen, dass da irgendwie Nachhaltigkeit auf die Agenda ein bisschen weiter nach oben rutscht? Und ich glaube, da hat man schon, man hat es dann schon etwas leichter da was zu bewegen als jetzt, weiß ich nicht, landesweit oder bundesweit oder so. Und ich glaube, das motiviert dann auch mehr, sich dann auch mehr zu engagieren. Wenn man sieht, okay, ich mache was in meiner Umgebung und es zeigt auch Wirkung, dann mache ich da auch weiter, weil ich da Erfolgserlebnisse erzielen kann.

Toni
Total, das ist auch eine ganz wichtige Erkenntnis aus vielen unserer Begleitungen und Projekte. Das Thema Nachhaltigkeit muss greifbar werden, es muss überschaubarer werden. Wir hatten auch im letzten Jahr zwei oder drei Stammtische oder ähnliche Formate, wo Unternehmerinnen einfach mit uns da saßen und wir vor allem ein, zwei Stunden über Nachhaltigkeit und teilweise einfach nur, was verstehen wir unter Nachhaltigkeit, gesprochen haben, gemeinsam. Und für viele war danach so ein Moment von, okay, Nachhaltigkeit wurde jetzt für mich wieder greifbar, weil davor ist es dieses waberne Wort. Und das gilt ganz vielen Menschen im Unternehmen und ganz vielen Mitarbeitenden auch häufig so. Und deswegen helfen eben genau solche Rahmenwerke wie die Gemeinwohlbilanz, weil dort vor mir steht, ich kümmere, ich schaue mir meine Mitarbeitenden an und meine Kundinnen und meine Produzentinnen. Und auf der anderen Seite, ich schaue mir das bezüglich Ökologie an und bezüglich Transparenz und so weiter. Und auf einmal hat man so eine Einordnung und denkt sich, ja, okay, das kann ich überschauen. Und genau deswegen helfen auch die Sustainable Development Goals, die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, gerade größeren Unternehmen, um so eine Orientierung zu finden, weil die sich denken, ah, okay, das sind Themen, die sollte ich mir anschauen. Weil das Thema Nachhaltigkeit an sich ist eigentlich eher ein Prinzip als eine Sammlung von Themen. Und das wird meist super schwer, sich anfänglich damit zu beschäftigen. Und was ich vielleicht damit sagen möchte, diese Rahmenwerke wie die Gemeinwohlbilanz oder Berichterstattungsstandards oder die SDGs oder auch noch ganz andere, die sind super geeignet, um das Thema Nachhaltigkeit greifbar zu machen für Unternehmen. Ich glaube aber auch, hat einen gewissen Punkt, beziehungsweise um Nachhaltigkeit wirklich im Unternehmen leben zu können und dauerhaft verankern zu können, geht es um Kompetenzen im Unternehmen, bei den Menschen. Es geht darum, dass ein Diskurs zur Nachhaltigkeit geschaffen wird, dass die verschiedenen Sichtweisen auf Nachhaltigkeit miteinander abgeglichen und auch mal bestritten werden. Und dass man gemeinsam dorthin weiterkommt. Also es geht um Kompetenzen immer wieder zu hinterfragen, wo stehen wir und was finden wir richtig und was finden wir nicht richtig. Es geht darum, zu verstehen, dass das System Unternehmen zu verstehen und auch dieses Thema, in dem sich das Unternehmen bewegt, Gesellschaft, Politik, was ich gerade gesagt habe. Und was ich immer wieder feststelle, ich glaube in Endkonsequenz geht es häufig um die Kompetenz, Abstand nehmen zu können von dem eigenen Unternehmen, von der eigenen persönlichen Agenda, die wir haben. Vielleicht bedeutet das in heutigen Zeiten auch ein bisschen, das eigene Ego zurückzufahren. Weil wenn wir nicht für uns selbst und unsere persönlichen Ziele kämpfen, sondern sehen, dass wir als Gemeinschaft im Unternehmen für eine Sache kämpfen, dann geht es eben darum und dann haben wir viel weniger Konflikte. Dann kämpfen wir nicht wegen unserer eigenen Agenda gegen die der anderen, sondern können das zurückstellen und können gemeinsam an einem Ziel arbeiten. Und das ist eine Kompetenz, die unglaublich wertvoll ist, wenn man sich immer wieder darauf einigen kann, uns geht es um diese und diese Sache. Und das darf natürlich auch immer wieder hinterfragt werden. Geht es uns wirklich um die Sache oder um eine andere und was ist daran richtig und was ist falsch? Aber nur damit kann man an einem Strang ziehen. Und das ist, was wir vorhin meinten, dieses gemeinsame in eine Richtung laufen, diese neue Form des gemeinsamen Unternehmertumslebens. Und das merke ich nun immer wieder, das merken wir immer wieder, wenn Menschen eben für eine gemeinsame Sache streiten, dann kommen sie wirklich voran, was Nachhaltigkeit angeht. Und das ist eine ganz wichtige Kompetenz, die tatsächlich unter den Unternehmen auch ausgeprägt werden und gelernt werden kann.

Tobias
sehen wir bei uns definitiv auch, wenn ich mich zurückerinnere, die Diskussionen, die wir hatten auf Strategie-Workshops zum Thema, was ist denn unser Ziel, unser 10-Jahres-Ziel, das war ja genau diese Aushandlung, die Toni gerade beschrieben hat, darüber sprechen, was ist uns wichtig, was sind unsere Werte, warum sitzen wir hier zusammen und was wollen wir langfristig erreichen und da kommt es im täglichen, in den operativen, müssen dann die konkreten Entscheidungen getroffen werden. Ich habe das Gefühl, uns hilft dieses Ziel, was wir uns dafür gesetzt haben, dass wir halt sagen, wir wollen die harten Nüsse in Projekten mit positiven Einfluss knacken, wir hinterfragen, was sind denn für uns Projekte mit positiven Einfluss, was sind denn diese Projekte, die wir machen wollen, was verstehen wir unter harten Nüssen knacken. Und auch da gibt es nun nicht die eine richtige Antwort und auch das haben wir ja oft auch besprochen und reflektiert. Ich hatte gerade, Toni, als du gesprochen hast, ging mir noch so ein Ding durch den Kopf, ich glaube, es war so ein Gedanke. Das ist der absurde Dinger.

Marika
Das ist ein absurder Dinger. So nennt man das.

Tobias
Und zwar hat es dir so beschrieben, man beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit, man geht in den Diskurs und man betrachtet das, hey, welches Ziel wollen wir denn eigentlich gemeinsam erreichen? Und ich habe das Gefühl, dass es so für Unternehmen viele von solchen Themen gibt, die man entweder sozusagen sehr negativ konnotiert sehen kann, so nachdem, oh, jetzt müssen wir uns auch noch mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Das war der Gedanke, genauso wie Datenschutz ja auch so ein Thema ist, seit hier DSGV ist, müssen wir uns ständig mit Datenschutz beschäftigen und eigentlich nervt das Thema nur. Aber man kann es ja auch andersherum betrachten. Man kann sagen, hey, dieses Thema, was hier auf das gesellschaftliche Tablett gekommen ist, mit dem wir uns mal beschäftigen sollen, was ist denn das Ziel, was dahinter steckt? Und wenn das Ziel von Nachhaltigkeit ist, hey, eigentlich besser zu werden, uns kontinuierlich zu verbessern, aber eben nicht monokausal oder eindimensional auf der finanziellen Ebene, sondern in dem, wie wirken wir als Unternehmen in der Gesellschaft und beim Datenschutz genauso? Wir wollen unsere aller Persönlichkeitsrechte stärken, indem wir das tun. Und wenn wir das, wie soll ich sagen, in unserem Denken berücksichtigen, wenn wir Produkte designen, wenn wir Dienstleistungen designen, wenn wir Lieferanten auswählen und so weiter und so weiter, dann können auch diese Themen einen ganz, ganz großen Wertbeitrag liefern zu dem, was wir A, als Service und als Dienstleistung anbieten können für unsere Kunden und B, wie wir innerhalb der Gesellschaft wirken können.

Toni
Ja, mein Gedanke dazu wäre, wir haben von Business Cases gesprochen und das sehe ich auch hier. In einer Zeit, wo wir es gewohnt sind, dass Unternehmen nicht viel auf unsere Privatsphäre geben und nicht viel darauf geben, die Umwelt allzu sehr zu schonen und nicht viel darauf geben, positiver Teil einer Gesellschaft zu sein, ist es auch ein Akzent, es ist eine Differenzierung, wenn ein Unternehmen sehr offen mit mir kommuniziert, hey, meine Daten sind mir wirklich wichtig, ich erhebe einfach gar nichts von dir und du kannst auch jederzeit einsehen und mir dort einen möglichst einfachen Prozess an die Hand gibt, um genau das nachzuvollziehen. Das ist total positiv und ich denke mir, geil, ich glaube, ich kann hier jemanden ein bisschen mehr vertrauen, als er das vielleicht anderen kann und da kommt eben wieder dieser Business Case rein. Ich glaube, es ist halt auch ein bisschen andersrum. Wir haben einfach Jahrzehnte, weiß gar nicht, wie weit ich es jetzt zurückführen würde, anders gehandelt und uns war vieles egaler, was uns nicht hätte egal sein dürfen. Ich glaube auch, dass viele von uns und in vielen Bereichen das eigene Menschsein, das eigene Teil einer Gesellschaft sein sehr entkoppelt haben, von dem ich bin Mitarbeiterin oder auch Unternehmer und ich glaube, das ist auch eigentlich ein unbefriedigender Zustand. Ich glaube eigentlich fühlt es sich von uns Menschen viel besser an, wenn wir integer sind, wenn wir zu Hause auf der Couch eine Entscheidung mit der gleichen Begründung treffen würden, wie wir es am Schreibtisch bei der Arbeit tun würden und wenn wir nicht zwei Rollen annehmen müssten. Und dass diese ganzen Themen jetzt wieder stärker auf die politische und damit auch wirtschaftliche Agenda kommen, ist halt vor allem diese Rückkehr dazu, hey, lass es uns nicht so schwer machen, warum müssen Unternehmen denn so viel anders argumentieren und handeln, als wir das als Menschen tun würden. Im Endeffekt sind wir auch als Mensch in unserer Funktion im Unternehmen und ja, das mag manchmal wieder aufwendiger für uns scheinen, aber ich glaube auch, wenn wir das ein paar Jahre hinter uns haben, die Themen Datenschutz und ökologische und soziale Nachhaltigkeit immer wieder im Hinterkopf zu haben bei unserer Arbeit, so wie wir es ja auch eigentlich zu Hause häufiger tun, dann wird das kein riesiger Mehraufwand sein. Klar müssen wir jetzt Prozesse umstellen, wenn wir es jahrzehntelang nicht so gemacht haben, aber es wird doch einfach irgendwann wieder eine Selbstverständlichkeit werden und vielleicht fühlt es sich dann für uns einfach besser an.

Marika
Ich finde das total einen total spannenden Gedanken, den du gerade gesagt hast, mit den verschiedenen Rollen. Also ich merke das auch seitdem ich bei Sandstorm bin und ist dieses Thema Nachhaltigkeit auch mir persönlich sehr wichtig geworden oder überhaupt erst mal bewusst geworden. Ich habe mich damit früher nicht wirklich auseinandergesetzt und das war mir auch nicht so wichtig, weil ich hatte tatsächlich andere Themen, die, wenn man diese Bedürfnispyramide hat, ich muss erst mal irgendwie gucken, dass ich Essen auf den Tisch kriege und sowas und dass ich meine Grundbedürfnisse stillen kann und da hatte ich jetzt keine Zeit mir über Nachhaltigkeit und auch noch Gedanken zu machen. Und seit ich aber bei Sandstorm bin und das Teil sozusagen und meine Arbeit auch geworden ist, habe ich mir das auch persönlich angenommen, sodass ich auch, wie du schon sagtest, zu Hause auf der Couch eine Entscheidung genauso treffe, wie ich sie am Schreibtisch treffen würde. Mit dieser Brille einfach, diese Nachhaltigkeitsbrille und ich glaube auch, wenn das mehreren Menschen so gehen würde, dass es dann wirklich nicht mehr so ein riesiger Aufwand oder so ein ach Gott, was soll ich noch alles machen, schaffe ich alles nicht wird. Also ich glaube, das ist tatsächlich, dass da auch wieder bei Unternehmen so ein großer Hebel ist, weil wie gesagt, man hat eben als Unternehmen.

Tobias
Äh...

Marika
Einfluss auf viele Menschen in Zweifel und ja, fand ich sehr spannend.

Tobias
Ich finde es so spannend, wenn ich so bestimmte Diskussionen beobachte, ja, Plastik, ist das so ein schönes Beispiel für mich. Ging es jetzt um Strohhelme oder so Plastikbesteck, Geschirr, irgendwas haben sie doch verboten, wo viel Diskussion war, darf man das jetzt verbieten oder nicht oder... Und ich glaube, wenn ich versuche, mich mal in diese unternehmerische Sicht reinzuversetzen, dann denkt man so, ach, jetzt verbieten die quasi meine Arbeitsgrundlage, die ich vielleicht als Strohhelm produzierendes Unternehmen in den letzten Jahrzehnten hatte, die sind ja doof.

Marika

Tobias
Und wenn ich mir überlege, na ja, was habe ich denn eigentlich getan, das soll jetzt gar nicht die große Moralkeule sein, aber wenn ich so die Optionen, die ich vielleicht habe, mal gegenüberstelle und sage, nicht nachwachsenden Rohstoff wie Erdöl, aus dem dann Plastik gewonnen wird, den ich zu Strohhalmen verarbeite, die mich einmal benutze und dann wegschmeiße und dann sind sie halt immer noch da, aber sind ja benutzt, also die vorraten ja nie übermorgen. Um zu sagen, hey, das Mindset finde ich nicht einen Weg, da auf Rohstoffe zurückzugreifen oder den Prozess zu etablieren, um meine Abhängigkeit, also sozusagen, wo ich immer noch das Gleiche machen kann im Prinzip, Strohhalme herstellen, aber ich mache das halt aus beispielsweise nachwachsenden Rohstoffen oder ich überlege mir halt einen Prozess, der mir das ermöglicht und dieses, was viele ja so unangenehm finden ist, wenn sie dann das Gefühl haben, bevormundet zu werden von der Politik, wenn dann Vorgaben gemacht werden, aber es ist halt auch diese Energie, die notwendig ist, um aus dieser Lethargie rauszukommen, das haben wir schon immer so gemacht, das ist doch eingeschliffen, das läuft schon immer so, die Energie, die man aufwenden muss, um mal was Bestehendes zu hinterfragen, die muss halt irgendwo herkommen und es ist halt glaube ich nicht der ausschließlich ökonomische Anreiz, der dort funktioniert und wenn es so ein politischer Akt sein muss, ich persönlich finde das, wir sind natürlich auch nicht direkt betroffen, vielleicht würde ich das anders sehen, wenn wir jetzt die Vorgabe kämen, keine Ahnung, wir müssen irgendwas anders machen, da würde ich vielleicht auch anders argumentieren darüber, aber diese Energie, die notwendig ist, um was an seinem bestehenden Verhalten zu verändern, das ist glaube ich das, was viel zu diesem Gefühl führt, muss ich, muss, muss, muss das sein, ah.

Marika
Das ist der Schmerz halt sehr groß. Und ich glaube auch, was du gerade sagtest mit mir, dann müsste ich mir einen anderen Prozess einfallen lassen. Oder wie kann ich Strohhalme nicht aus Erdöl, sondern aus Kunststoff, aus Maisstärke oder keine Ahnung was. Ich glaube, da gehört halt auch unheimlich viel Kreativität dazu zu sehen, was kann man anders machen, komplett neu und innovativ denken. Und ich glaube, das kostet eben viel, viel Energie und Hirnschmalz.

Tobias
Aber diese Gesellschaft, die sozusagen, die sich darüber Gedanken macht, hey, was sind denn die, wie soll ich sagen, die Ressourcen, die wir brauchen um Lebensstandard, das geht ja um Lebensstandard, Luxus, den wir uns hier leisten wollen können, wenn wir den erhalten wollen und daraus, und das eben nicht auf Verschleiß fahren, also mehr Rohstoffe zu verbrauchen als sich regenerieren können, sondern wir haben die Möglichkeit, so eine kreative, inventive Gesellschaft zu sein, die sich diese Dinge überlegt. Und ich bin überzeugt davon, dass wir das eigentlich können und wenn man da als Gesellschaft in dieses Mindset reinkommen würde, hey, es hat doch nur Vorteile für uns, wenn wir es schaffen, Kreisläufe zu etablieren, wenn wir es schaffen, clevere, unsere gesamtgesellschaftlichen Prozesse, ob das dann die, das Beispiel, was wir gerade hatten hier, ich nehme vielleicht irgendeinen Biokunststoff, der verrottet, dann habe ich heute aber Prozesse, das kann ich eigentlich nicht in Biomüll tun, weil es verrottet nicht schnell genug, meine Biogasanlagen sind vielleicht darauf ausgerichtet, dass das halt in, weiß ich nicht, 60, 90 Tagen alles kompostiert sein muss, funktioniert aber, die Biokunststoffe brauchen vielleicht länger, dann sich wieder Dinge zu überlegen, okay, das heißt, da läuft eine Kette durch, die ich anpassen muss, aber am Ende des Tages steht dort, wie soll ich sagen, insgesamt ein viel nachhaltigeres Modell, das wäre doch cool. Ich glaube, das ist es, was mich persönlich so antreibt, auch unser, das sind es doch um 10 Jahre Ziel, immer weiter zu pushen und weiter zu verfolgen, zu sagen, hey, wir können ein Teil davon sein, ein ganz, ganz kleiner, mit einer Software, die wir schreiben und vielleicht Veranstaltungen, die wir besuchen und wo wir sagen, hey, das ist uns wichtig, aber das inspiriert mich, wenn ich so dieses Bild von Gesellschaft vor mir habe, wo ich sage, wir sind kreativ, wir lassen uns neue Sachen einfallen, wir sehen das nicht immer nur als zusätzlichen Aufwand, sondern wir können hier gemeinsam dafür sorgen und jetzt, wird es ein bisschen pathetisch, weil ich ja auch Kinder habe, aber dass auch unsere Kinder diesen Lebensstandard und vielleicht auch deren Kinder diesen Lebensstandard erhalten können, einfach, nicht indem sie auf was verzichten müssen, sondern indem wir die Art und Weise, wie wir diesen Lebensstandard erzeugen, verbessern.

Toni
Große Zustimmung. Ich glaube auch, das ist tatsächlich kein Phänomen von Nachhaltigkeit, sondern, Marika, wie du das gesagt hast, was urmenschlich ist, Veränderung ist total schwer für uns. Aber es war auch schon immer Teil von Gesellschaften, neu auszuhandeln, was wir gut und was wir nicht gut finden. Und damit sind das natürlich alles moralische Fragen. Also anders geht es gar nicht. Wenn wir sagen, wir finden es blöd, dass Einwegplastik, zum Beispiel Strohhalm oder Geschirrbesteck, hergestellt wird, dann ist das eine moralische Entscheidung, weil wir irgendwie gesellschaftlich – und natürlich haben wir keine 100-prozentige Einigung darauf – aber irgendwie gesellschaftlich, demokratisch sagen, das finden wir gut und das nicht. Oder das finden wir lebensdienlich und das vielleicht nicht so sehr. Und das kann aber auch in 50 Jahren ganz anders aussehen. Und vielleicht sagen wir dann, puh, das fällt mir jetzt ein, wir finden Windkraftanlagen blöd, weil, ich weiß nicht, wir doch herausgefunden haben, wie riesig die Einflüsse auf Vogelschwärme sind oder so. Keine Ahnung. Auch das ist dann eine gemeinschaftliche Entscheidung und das hat natürlich dann auch was Moralisches zu sagen, nee, finden wir nicht gut, wir möchten für was anderes einstehen. Und deswegen, glaube ich, war das schon immer Teil von menschlichen Gesellschaften. Aber ich glaube eben auch, dass hast du gesagt, dass Tobias ein riesiger innovativer Teil von Gesellschaften und ich glaube auch, das ist ein Mindset, das dürfen wir haben. Und das ist auch ganz wichtig oder zumindest dienlich, in einem Unternehmen zu etablieren. Diese Neugier, dieses Suchen nach Möglichkeiten, dieses vielleicht nicht auf dem Jetzt-Sitzen-Bleiben, sondern zu akzeptieren, dass sich Dinge ändern, dass wir keine andere Wahl haben, als dass sich die Welt weiterdreht und anders sein wird. Und damit aber klarzukommen und das vielleicht mit einem Lächeln hinzunehmen und dann zu sagen, okay, dann machen wir es halt anders. Und auch das, und das zeigen ja viele Unternehmen, lässt sich lernen. Das können wir Menschen lernen und das ist schön. Ich will übrigens vielleicht das noch, ich will aber nicht in Abrede stellen, dass man auch anders auf all diese Prozesse schauen darf und das ist genauso gerechtfertigt. Also wir können genauso der Annahme sein, dass wir vielleicht nicht immer alles neu denken und anders machen müssen, sondern dass wir vielleicht auch mal lernen dürfen, abzuschalten und zurückzutreten und vielleicht ein bisschen weniger zu wollen und zu sehen, dass wir vielleicht mit viel weniger auch glücklich sein können und so weiter. Also beide, und das sind jetzt nur zwei Pole und es gibt bestimmt noch viel mehr, beide dieser Pole oder Einstellungen sind total gerechtfertigt und ich möchte mir gar nicht anmaßen, was davon richtig und falsch ist und habe eher die Hoffnung, dass beides auch Hand in Hand gehen kann.

Tobias
Finde ich gut.

Marika
Also was in meinem Kopf immer, wenn es um Nachhaltigkeit und auch Nachhaltigkeit in der Wirtschaft geht, für mich ist das irgendwie im Kopf wie so ein Paradoxon, weil ich glaube, das wäre schön, wenn wir den Lebensstandard, den wir jetzt haben, erhalten können und auch für die nächsten Generationen, ich glaube tatsächlich, dass wir eher in die Richtung denken müssen oder uns damit vielleicht anfreunden müssen, dass das eben nicht möglich ist, dass wir den Konsum irgendwie runterfahren müssen und ich glaube, das ist was, was so ein ganz essenzieller Einschnitt ist in jedem persönlichen Bereich und wo es der Mehrheit wahrscheinlich schwerfällt zu sagen, ja okay, ich verzichte jetzt.

Tobias
Das ist ein total spannender Punkt, den du gerade aufwürfst und jetzt zum Glück haben wir schon eine Stunde Gespräch hinter uns, wenn wir jetzt hier so ein bisschen gesellschaftskritisch werden. Welche unserer Hörerinnen und Hörer das überhaupt noch aushalten. Aber was wir ja im Kopf machen und das finde ich so spannend ist, wir setzen...

Toni
Welche unserer Hörerinnen und Hörer das überhaupt noch aushalten?

Tobias
welches Wort hast du gerade verwendet? Nicht Wohlstand, Lebensstandard. Wir setzen Lebensstandard und Konsum gleich. Das ist irgendwie das, was im Kopf in den letzten Jahren passiert ist durch unsere gesellschaftlichen Prozesse. Medien, Medien, Werbung. Und deswegen fand ich das, was Toni gesagt hat, so wichtig. Lebensstandard ist nicht nur Konsum, sondern Lebensstandard ist, glaube ich, was, wie soll ich sagen, was viel breiter aufgestellt ist. Das hat, du hast vorhin die Maslowische Bedürfnispyramide angesprochen, das hat damit zu tun, ich habe natürlich Grundbedürfnisse, die irgendwie erfüllt sein wollen. Sonst kann ich mich auf andere Dinge gar nicht konzentrieren. Aber das eigentliche Ziel, was da oben steht, dieses Selbsterfüllung und Selbstwirksamkeit erreichen, die hat ja überhaupt nichts damit zu tun, wie viel ich konsumieren kann oder was ich konsumieren kann, sondern die hat, glaube ich, damit zu tun, ob ich mein persönliches Glück finde. Und mein persönliches Glück zu finden, das ist das, was uns, glaube ich, immer wieder suggeriert wurde, dass das über Konsum erfolgt. Und ich glaube, das ist so eine Sackgasse, die wir uns da einfach manövriert haben. Und da den Rückwärtsgang einzulegen, ist, glaube ich, das, was ich im Kopf bei ganz vielen Leuten so schwierig anfühlt, zu sagen, ich kann mit weniger glücklich sein.

Toni
Nein.

Tobias
muss ich denn ein eigenes Auto besitzen oder sind alternative Formen wie Sharing-Modelle oder was auch immer nicht genauso okay? Und empfinde ich das dann unbedingt als Verlust von Lebensqualität.

Marika
Oder auch persönlicher Freiheit zum Beispiel.

Tobias
Genau, also das ist auch so ein, ja, aber auch diese, diese, ich glaube dieser Diskurs ist so wichtig, dass wir darüber sprechen und das reflektieren, um auch diese Beispiele zu haben. Ich glaube immer, wenn wir in unsere Blase reingucken und die Blase ist sehr konsumgetrieben, dann hat man diese, ich finde den Begriff Echo Chamber so schön, also Echo Kammer, wir bestärken uns alle immer gegenseitig durch das, was wir sagen und wenn man dann sich mit anderen austauscht und dann man das Beispiel bekommt, hey, was weiß ich, ich lebe jetzt vegetarisch und ich habe überhaupt nie das Gefühl, dass ich Lebensqualität eingebüßt habe, das war einmal eine Entscheidung, die habe ich getroffen und es fühlt sich gut an und alles ist cool, genauso wie, ich habe vielleicht auf mein Auto verzichtet oder ich habe jetzt zu Hause Ökostrom bestellt und die Lampe leuchtet noch genauso wie vorher, ist nichts kaputt gegangen, verrückt. Ein Wunder. Aber ja, ich glaube, mit diesen Beispielen auch konfrontiert zu werden, kann dem so ein bisschen die Angst dort abbauen, dass man eben was verliert.

Marika
Ja, ist deswegen, andere von der anderen Seite sehen nicht, was verliert man, sondern was gewinnt man.

Toni
Total. Mir wurde mal die Frage gestellt, ob ich denn wirklich der Meinung sei, wir würden was verlieren oder ob wir nicht bereits was verloren hätten.

Marika
Mir würde mal liegen.

Toni
vor vielleicht vielen Jahren und Jahrzehnten, vielleicht haben wir auch eine gesellschaftliche Betrachtung verloren, mehr miteinander sein zu können, mehr Zeit miteinander gehabt zu haben, vielleicht haben wir verloren, dass wir stärker aufeinander geachtet haben und nicht jeder und jeder auf sich selbst und so weiter und so fort. Also viele gesellschaftliche und zwischenmenschliche Qualitäten, die wir vielleicht bereits aufgegeben haben und verloren haben für etwas, was wir heute mehr nennen, also was natürlich auch mehr ist, mehr von vielen materiellen Sachen, die wir haben und mehr von viel Komfort, aber eben vielleicht auch einfach schon deswegen weniger zu haben von anderen Sachen, die uns aber, so glaube ich als Mensch, sehr, sehr glücklich machen können und die viel einfacher sind und nichts mit Geld zu tun haben.

Tobias
Ich würde das Gespräch gerne nochmal auf eine konkretere Ebene, also ich fand es mega gut. Vielen Dank für den Austausch bis hierher. Ich würde gerne nochmal auf ein paar konkrete Punkte zu sprechen kommen, das ist vielleicht auch für die Hörerinnen und Hörer nochmal ganz interessant. Marika, du hattest vor uns gesagt, du hast unsere Gemeinwohlbilanz vor dir. Du hast schon mal einen Punkt rausgenommen, ich glaube, es war Lieferanten, wo wir auf das Apple-Thema gekommen sind. Als du es im Team vorgestellt hast, die Ergebnisse, da waren ja auch so ein paar Kästchen in der Matrix, die noch nicht so ganz toll waren.

Marika
Mhm.

Tobias
Was haben wir denn da zum Beispiel? Wo können wir uns denn noch verbessern oder wo haben wir bis jetzt noch gar keinen Fokus drauf gelegt?

Marika
Es gab zum Beispiel, da ging es um Kundinnen und Mitunternehmen und auch ökologische Nachhaltigkeit und das hieß, ökologische Auswirkung durch Nutzung und Entsorgung von Produkten und Dienstleistungen. Und da geht es praktisch darum, was, jetzt ist hier gerade mein Dings abgestürzt, jetzt ist es weg.

Tobias
Jetzt ist es weg. Die nachfolgenden Sendungen verheben sich um zehn Minuten.

Toni
Endlich im Eingang noch.

Marika
ihr hört mich immer noch aber irgendwie ist hier mein das dokument ist irgendwie

Tobias
Ich mag nicht mehr. Das hast du jetzt aber nicht vorbereitet. Ich dachte, als du ein Beispiel bringen wolltest, wo wir uns noch verbessern können, stürzt das ab.

Marika
Also warte, jetzt, naja, ich möchte jetzt ja nicht bashen und sagen, mit was ich das gemacht habe. Also so, jetzt einmal zumachen und wieder aufmachen. Also da geht es um die ökologischen Auswirkungen durch Nutzung und Entsorgung von Produkten und Dienstleistungen. Und dann haben wir uns so Fragen gestellt, achten wir, wenn wir Softwareentwicklung auf Ressourcenschonung, Thema zum Beispiel Stromverbrauch, Speicherplatz, also unsere Server, die wir irgendwo hosten lassen, mit was für einem Strom arbeiten die, das sind alles so Sachen, mit denen ich mich persönlich zu Business bis dahin gar nicht auseinandergesetzt habe. Das Beispiel mit dem Strom zum Beispiel, da haben wir zum Beispiel keinen direkten Einfluss drauf, was wir für einen Anbieter haben und wie da der Strom produziert wird.

Tobias
Ich weiß es tatsächlich gar nicht. Ich glaube, hier im Büro zum Beispiel ist es das, was hier im Büro anliegt, also wie im großen Bürokomplex. Ich meine, das war auch gar nicht... Wir hatten da schon mal drüber gesprochen mit der Famita sozusagen, aber es war jetzt gar nicht so einfach, da zu wechseln, oder ich weiß gar nicht, ob die Option überhaupt bestand. Und das andere ist ja sowas wie unsere Server zum Beispiel. Ich habe es jetzt nicht im Kopf, ob wir schon mal bei unserem Rechenzentrumsdienstleister angefragt haben, ob die mit Ökostrom arbeiten. Habt ihr da recherchiert?

Marika
Meinst du mich? Ja. Nein, das ist eine der Aufgaben, die da rausgefallen ist.

Tobias
Ah, hier.

Marika
Work in progress.

Tobias
Ja, aber das war ja genau das, warum ich das Beispiel mal bringen wollte. Das ist einfach so ein blinder Fleck mal aufgedeckt da. Haben wir bis jetzt noch nicht uns drum gekümmert. Alles gut.

Toni
Das stimmt, das sind tatsächlich auch ganz typische Punkte für viele Unternehmen, gerade die eben wie heute stark digital arbeiten. Wir fragen dann ganz häufig, naja, verdient ihr dann eure Daten überhaupt in eurem Server und hat das vielleicht Ökostrom oder nicht? Aber genau das Gleiche auch bei den eigenen Banken. Also wo habe ich mein Geld liegen und bin ich mir bewusst darüber, was diese Banken da mit dem Geld machen oder beschäftige ich mich damit, ob es nicht auch geeignet wäre zu einer der diversen Nachhaltigkeits- und Ökobanken in Deutschland zu wechseln, wo ich weiß, dass das Geld in ökologische und sozial positive Projekte investiert wird und und und. Also viele solcher Punkte. Und manche sind natürlich naheliegend da, also auch wir arbeiten da mit dieser typischen, was ist das, BCG Matrix oder so, mit den Quick Wins und den Low Hanging Fruits, sprich was kann ich schnell ein umsetzen und was hat einen hohen Hebel und wo muss ich aber vielleicht ein bisschen mehr Arbeit reinstecken? Und wenn ich in der Bürogemeinschaft bin, dann ist es vielleicht mehr Arbeit. Aber natürlich ist es möglich, wenn ich mit den anderen Parteien im Haus rede und mit denen abspreche, hey, eigentlich wär's doch ganz cool, Ökostrom ist toll, kostet gar nicht so viel mehr, können wir uns das leisten und dann gemeinsam auf die Vermieter zugehe. Dann ist das viel Aufwand, aber vielleicht auch ein großer Hebel, weil ich nicht nur für mich, sondern auch für die anderen mit agiert habe. Also die Möglichkeiten sind total da, aber der Aufwand ist halt eine andere Reihe.

Tobias
Du möchtest uns bestärken, diesen Weg nochmal zu hinterfragen. Probiert das sehr gerne.

Marika
Ja, aber zum Beispiel, was du gerade sagtest, mit den Banken, das ist zum Beispiel aus dem Punkt, in dem wir...

Toni
Absolut.

Marika
Wann haben wir ihn damit angemacht? War das dieses Jahr oder war das schon letztes Jahr?

Tobias
In letztes Jahr, ne? Das war nett!

Marika
Das war letztes Jahr, wo wir uns dann gedacht haben, okay, das ist zum Beispiel so ein Punkt, den man ändern könnte. Und das haben wir dann auch gemacht. Und zwar doch mehr Arbeit als gedacht, aber im Endeffekt...

Tobias
Ja, das ist wieder so ein schönes Beispiel, wo wir wussten, oder wussten, also eine sehr starke Vermutung hatten von vergangener Erfahrung, dass der Wechsel von der Bank, der wird mit Schmerzen verbunden sein. Prozess Schmerz einfach. Als wir gegründet haben, ich glaube, ich hatten das Konto bei einem lokalen Anbieter, kann ich einen Namen nennen, bei der Sparkasse, und irgendwann haben wir uns gesagt, boah, das Online-Banking, das ist so, das fühlt sich nie ausgereift an, und dann hatten die Kollegen geguckt, wo gibt es denn ein vernünftiges Online-Banking, und da sind wir zu einer großen, deutschen Bank gewechselt, wo das Online-Banking tatsächlich super gut funktioniert hat und viel mehr erwarten, haben wir damals nicht von unserer Bank erwartet, wir wollten halt keinen Stress damit haben, weil ich will mich da anmelden, ich will meine Überweisungen machen, im Zweifelsfall auch mal eine Auslands-Überweisung, und...

Toni
Kann ich einen Namen nennen?

Tobias
mehr ist es und Kontoauszüge haben, damit ich hier meine Buchhaltung sauber machen kann. Wunderbar. Viel mehr war es ja eigentlich nicht. Und durch diese ganze Nachhaltigkeitsdiskussion haben wir uns gesagt, hey, okay, lass uns zu einer nachhaltigen Bank wechseln, die ethische Komponente, die damit dranhängt, was die dann die Bank mit unserem Geld macht, dass sie dann als Krippette vergeben kann. Das ist uns wichtig. Und dann wussten wir halt auch, okay, das kann halt auch mal mit Schmerzen verbunden sein. Komischerweise ist das Einrichten eines Geschäftskontors mit mehreren Zugängen und Kreditkarten und Onlinebank. Das ist irgendwie so kein, naja, das ist ein schwieriger Onboarding-Prozess, sag ich mal.

Toni
komischerweise

Marika
Das ist verbesserungsfähig.

Tobias
Aber auf der anderen Seite wissen wir halt heute auch, dass der Großteil unseres finanziellen Puffers bei einer nachhaltigen Bank liegt, die eben damit Projekte finanzieren und unterstützen, die uns am Herzen liegen. Viel mehr als das vielleicht andere Kreditinstitute tun, um es mal diplomatisch auszudrücken.

Toni
Und ich glaube, das ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeitsveränderungen am Anfang natürlich immer aufwendiger sind. Deswegen ist es eine Veränderung. Also mir fällt auch keine Veränderung ein, die keinen Mehraufwand bedeutet. Aber wenn man es einmal hinter sich hat, dann kann man als Unternehmen drauf schauen und sehen, wir müssen nichts mehr machen. Es ist ganz normales Tagesgeschäft geworden, aber mit jedem Tag, den wir weiter existieren, machen wir etwas Positives für das Thema Nachhaltigkeit.

Tobias
Mhm.

Toni
Und das findet sich in ganz, ganz vielen Nachhaltigkeitsmaßnahmen sozusagen wieder. Wenn man es einmal umgesetzt hat, dann kann man sich meist sicher darüber sein, krass, wir wirken hier jeden Tag positiver oder sogar sehr positiver.

Tobias
Du hattest ja am Anfang gesagt, du kommst auch aus dieser Biotechnologie-Ecke mit den systemischen und Kreislaufsachen und so und ich glaube, das ist ja so ein bisschen noch die Hoffnung, die da drinsteckt, dass sich diese einzelnen Aktionen gegenseitig verstärken. Dass man sagt, man wechselt vielleicht auf Ökostrom, das lenkt einen kleinen finanziellen Strom in eine bestimmte Richtung, sorgt vielleicht dafür, dass dort wieder Investitionen ermöglicht werden, die von Banken unterstützt werden, die vielleicht auch in dem nachhaltigen Bereich unterwegs sind und die Kreditvergabe wird wieder ermöglicht, dadurch, dass wir zum Beispiel ein gewisses Gut haben, haben und das sind dann so kleine Puzzlesteine, die zusammenwirken, die jeder für sich genommen gar nicht den großen Einfluss hat, aber in Summe hoffentlich eine positive und sich gegenseitig selbst verstärkende Wirkung erzielen.

Toni
Mhm.

Tobias
Marike, hast du noch ein Highlight aus unserer Liste? Komm, wir haben da bestimmt noch was.

Marika
Meinst du jetzt, wo wir schon ganz toll sind?

Tobias
Wir machen Criticism Sandwich andersrum, darfst jetzt was sagen, was toll ist und dann noch mal was, was nicht so. Und dann noch ein, wo wir uns noch verbessern können. Komm.

Marika
Und dann noch mal was, was nicht so... Und dann noch ein, wo wir uns noch verbessern können. Komm. Okay, wir haben zum Beispiel, wo wir gerade schon bei dem Thema waren, ethische Haltung im Umgang mit Geldmitteln. Das ist ja genau das Thema, was wir gerade angesprochen haben. Dass wir bei einer ökologischen, wie nennt man das, ökologisch nachhaltiger Bank sind. Kann man sagen. Genau, und damit sozusagen Einfluss haben, was die Bank mit unserem Geld macht. Ja, da spielt auch zum Beispiel so was rein, ob man Fremdmittel hat oder nicht. Oder Fremdkapital irgendwo aufgenommen hat. Genau, und da sind wir sehr, sehr gut, also praktisch auf dem anderen Ende der Skala aufgestellt. Genau.

Toni
das gerade aufgestellt. Genau.

Marika
Ja.

Tobias
Schön. Schön. Sehr schön. Das war es für heute.

Marika
Schön. Sehr schön. Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja.

Toni
Das war's für heute. Das war's für heute.

Marika
Ja, und jetzt, um das Sandwich komplett zu machen, es gab hier noch ein Punkt Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette. Also da geht es irgendwie darum, wie die Lieferantinnen sozusagen mit ihren Mitarbeitenden umgehen, wie transparent die sind, auch so was wie Arbeitsbedingungen spielen da eine Rolle. Das praktisch in der kompletten Zulieferkette. Und da haben wir uns auch noch nicht wirklich explizit Gedanken darüber gemacht oder darauf geachtet, dass wir irgendwie Dienstleistungen oder Produkte mit so einem Label oder sowas einkaufen. Weil da einfach, das ist so ein unüberschaubares...

Tobias
weil da einfach das ist.

Marika
Ich weiß nicht, wie ich das nutzen soll.

Tobias
Genau, unser Fokus als Unternehmen ist ja auch so, wir können uns jetzt nicht entscheiden, ob wir die, wie soll ich sagen, die Ausgangsstoffe, die wir für unser Produkt zur Herstellung brauchen, ob wir die aus regionalen Quellen beziehen oder ob wir die aus Far-Far-Away-Land importieren. Ich glaube, bei uns ist es eher ein Abfall, also nein, das falsches Wort, ein Nebenprodukt bei der Dienstleister-Auswahl, ich formuliere es mal so, wenn wir halt sagen, wir nehmen eine nachhaltig-ökologische Bank, dann hoffen wir ja, dass die auch intern in ihren Prozessen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

Toni
Und jetzt mal so, wenn wir halt

Tobias
gut umgehen, genauso wenn wir, was haben wir noch umgestellt, hier unseren Büro-Bedarf, haben wir doch auch gesagt, hey, wir gehen zu Memo, ist es glaube ich, weil wir sagen, die bieten

Marika
Nachhaltige Büromittel an.

Tobias
Genau, und da steckt ja auch da sozusagen der, naja, hoffentlich gehen die dann auch entsprechend. Wir übertragen die das nicht nur darauf, dass sie nachhaltige Büromittel anbieten und damit Geld verdienen, sondern dass sie diese Philosophie auch tragen. Hey, ja, und sonst ist, glaube ich, auch unsere Entscheidungs-, wie soll ich sagen, einmal ist unsere Marktmacht natürlich ziemlich klein, wenn wir jetzt sagen. Noch, Tobias? Noch? Ja, noch. Genau. Was machen wir heute Abend? Marika! Ja.

Marika
Noch, Tobias, noch!

Toni
Das war's für heute.

Tobias
Was natürlich nicht negieren soll, dass wir unsere Stimme nutzen sollten, auch wenn sie noch klein und im Wachstum begriffen ist.

Toni
Ich finde auch, ihr sprecht da ganz ganz wichtige Punkte an. Also klar, man soll erst mal schauen, wo habe ich denn Einflussmöglichkeiten? Was kann ich einfach bestimmen? Und gerade bezüglich ökologischer und sozialer, ökologischer RR und sozialer RR Dienstleistung und Produkte bildet sich eben auch ein immer stärker werdenderes Ökosystem. Man kann Bürobedarf bei Memo beziehen. Man kann bei den ganzen grünen Hosting-Diensten in Deutschland ein Hosting machen und so weiter und so fort. Also man hat dort Möglichkeiten. Natürlich fühlt man sich bei anderen Punkten noch eingeschränkt. Also es gibt halt nicht so viele Hersteller von Laptops und anderen. Wie nenne ich das denn? Instrumenten, die ihr braucht vom Smartphone über das Tablet und so weiter. Und nur sehr wenige davon, um genau zu sein, nicht mal eine Handvoll geben wirklich viel auf ökologische und soziale Kriterien. Und ihr könnt natürlich nicht Apple sagen, hey, stell das mal um, weil klar eure Markt macht und so. Ich habe aber auch, und das fand ich sehr schön, ich glaube, bei einem Podcast von Deutschlandfunk, im Zweifelsfalle immer Deutschlandfunk, die sind toll, die Aussage von einem Unternehmer gehört, die irgendwie Teppichfliesen herstellen. Und er meinte, sie mussten lernen auf Problemen, auf Schmerzen bezüglich Nachhaltigkeit, auch eine Weile sitzen zu bleiben und zu akzeptieren. Ich kann das gerade nicht ändern. Verdammt, das tut mir weh, weil ich weiß, ich habe hier, ich richte hier indirekt Schaden an, aber ich habe gerade noch keine Lösung. Und wenn man diese Probleme aber eine Weile mit sich rumträgt und vielleicht einen Monat, vielleicht ein Jahr, vielleicht zwei Jahre oder so und das immer mal wieder irgendwo fallen lässt und man wirklich daran arbeiten möchte, dann finden sich in 95 Prozent der Fälle wahrscheinlich auch immer Möglichkeiten. Und irgendwann kommt halt jemand und sagt zu euch, ja, ihr müsst eure Apple Laptops eben nicht immer neu kaufen. Schaut mal, da gibt es einen ganz tollen Refurbished-Anbieter, wo ihr die auch noch reparieren lassen könnt und damit halten die noch länger und so weiter. Und ihr denkt euch so, okay, es ist weiterhin Apple, da haben wir vielleicht keine andere Wahl bei Leistung, weiß nicht, bin ich eure Branche. Aber immerhin ist es ein wenig nachhaltiger, als wenn wir sie komplett neu kaufen würden. Und diese Kompetenz auf Problemen sitzen zu bleiben, finde ich ganz spannend. Und ich glaube, das hilft viel.

Tobias
die Kompetenz auf Probleme sitzen bleiben zu können.

Marika
Okay, ich habe mir gemerkt, sitzen bleiben.

Tobias
Manchmal sitzenbleiben. Okay. Sehr schön. Sehr schöner Einwurf. Okay. Jo. Jetzt haben wir ein bisschen aus unserem Nähkästen schon geplaudert von unserer bestimmt bald erfolgenden Blog-Veröffentlichung unserer Gemeinwohl-Bilanzierung. Okay.

Marika
Okay.

Tobias
Wir haben ja auch den Großteil der Arbeit, hast du ja schon gemacht, in dem wir das ausgefüllt haben.

Toni
Dann kommt da die Umsetzung, aber das ist ja dann ein Kinderstück.

Tobias
Was? Man muss jetzt noch was machen? Verdammt. Ich dachte, naja, gut. Wie viel Zeit ist denn reingeflossen? Hast du ein Gefühl, Marika? Ja, Tage, Wochen, Monate. Du weißt doch, die größten...

Marika
Ich überlege gerade, ich glaube wir haben, wir haben das zu zweit gemacht, ich glaube wir haben da so rund about zwei Wochen dran gesessen.

Tobias
mhm

Toni
Cool.

Tobias
Habt euch den Input natürlich auch vom Team geholt, weil...

Marika
Ja.

Tobias
Alles, alles weiß man nicht.

Marika
Man muss ja erst mal sehr viel lesen und sich da überhaupt einlesen, was ist das überhaupt? Ich hatte davon vorher noch nichts gehört. Und bevor man da ins Doing gekommen ist, ja, hieß es erst mal viel lesen und verstehen und hinterfragen und wie meinen die da jetzt bestimmte Sachen. Ja. Aber es war auf jeden Fall spannend und sehr interessant. Kann ich nur empfehlen, das mal zu machen.

Tobias
Wunderbar. Dann würde ich, also wir sind so langsam, glaube ich, im Abschlussmodus. Das ist zumindest mein Gefühl. Fühlt sich gut an, ja. Dann Richtung Toni nochmal die Frage, was plant ihr nächstes Jahr? Wo geht es für Plant Values hin? Was ist euch wichtig? Was wollt ihr machen?

Toni
Das ist eine gute Frage in einem wahrscheinlich wiedermals so schwer zu planenden Jahr. Wir, vielleicht plaudere ich das so ein bisschen aus dem Nähkästchen, im Laufe des zweiten Halbjahres 2020 haben wir uns viel damit beschäftigt, wie wir gute und praxisnahe Inhalte zu Nachhaltigkeit in Unternehmen online stellen können in Form von Blogbeiträgen und so weiter. Wir haben uns auch ein bisschen mit SEO beschäftigt und offenbar funktioniert das. Auf jeden Fall bekommen wir gerade sehr spannende Anfragen zu verschiedensten Projekten, ganz häufig sowas wie Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln, was ein superschönes Thema ist. Ich glaube, das würden wir gerne so ein bisschen aufrechterhalten wollen. Das Ziel darf es für uns schon sein, diesen Wissenstransfer weiter zu stärken, mehr Menschen, die Lust darauf haben, die Möglichkeit zu geben, unsere Erfahrung mitzuerleben, indem sie es lesen und dann hoffentlich eben auch selbstständig Schritte zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt für uns im nächsten Jahr.

Tobias
Mach doch die Werbung an der Stelle mal komplett und sag, wo findet man denn euren Blog?

Toni
Auf unserer Website www.plant-valuables.de und dort findet man unseren Blog. Man kann sie auch für unsere Newsletter eintragen, wo wir dann alle zwei Monate die neuesten Blogbeiträge rumsticken, wie auch immer.

Tobias
Mhm, ja, wir sind dann.

Toni
Ja, tatsächlich freuen wir uns aber einfach über die Resonanz, weil wir halt merken, dass es vielen Unternehmen schon hilft. Und deswegen, also jetzt nicht nur aus Vertriebsgedanken heraus ist dieser Blog für uns ein wichtiges Instrument, sondern weil viele Menschen eben doch einfach online nach Lösungen suchen und uns dann gar nicht fragen müssen, wenn sie dort schon die ersten passenden Antworten finden und die ersten Schritte alleine gehen können. Und das entspricht quasi auch unserer Vision. Marike hatte mir am Anfang gesagt, ich könne was über unsere Vision sagen und Teil davon ist tatsächlich, uns selber abzuschaffen. Wenn wir nicht mehr gebraucht werden, dann glaube ich, leben wir in einer noch ein Stück weit schöneren Welt. Ich weiß noch nicht, ob das in den nächsten 50 Jahren gesehen wird, dass es uns nicht mehr bräuchte, aber...

Tobias
Ich glaub, du wirst noch viel damit beschäftigt sein, dich abzuschaffen.

Toni
Ja, genau, deswegen passt das aber auch dazu. Und ansonsten im nächsten Jahr, ich glaube, wir freuen uns, wenn wir weiter an zu spannenden Projekten arbeiten können, auch mit so spannenden Unternehmen. Aktuell kommen viele Anfragen auch von Kulturinstitutionen rein, was total schön ist, weil die natürlich einen großen Hebel haben in ihrer Arbeit, um Menschen zu erreichen und auch zum Thema Nachhaltigkeit zu erreichen. Und ich glaube, wir freuen uns auch, wenn wir mit unserem Team noch ein bisschen wächst, ob es jetzt irgendwie eine Person mehr ist oder zwei oder drei, werden wir sehen. Aber das wäre ganz passend. Und ansonsten haben wir alle im Team jeweils ganz spannende Themen vor uns und nächste Schritte, uns weiterzuentwickeln, fachlich oder inhaltlich oder auch bezüglich Kompetenzen, auch zwischenmenschlichen Kompetenzen. Und ich glaube, das wird ein wichtiger Schritt, dass wir alle dort voran kommen. Ich kann das gar nicht konkreter sagen. Spannenderweise.

Tobias
Genau, deswegen passt das aber auch dazu.

Marika
Vielen Dank für's Zuhören!

Tobias
Ich kann es gar nicht konkreter sagen, spannenderweise. Aber, naja, du hast ganz viel aufgezählt. Aber wenn du sagst, ihr wollt vielleicht wachsen, eine bestimmte, wie soll ich sagen, Ausrichtung, was ihr an Teammitglied sucht. Wenn wir jetzt hier schon mal beim Werbeblock sind, dann...

Toni
Aktuell suchen wir eh nicht, aber vielleicht passiert das irgendwann in den nächsten beiden Quartalen. Würde man das auf eurer Website?

Tobias
Vielen Dank für's Zuschauen!

Toni
möglicherweise vielleicht auch nicht alles gut ist mir auch gerade gar nicht gar nicht so wichtig ich glaube das Netzwerk bekommt das dann irgendwie mit aber vielleicht das entspannende einzeit wir

Tobias
Kein Kompliment an der Stelle.

Toni
Oh, ich hab den Faden verloren.

Tobias
Neues Teammitglied hatte ich gefragt, ob ihr da eine bestimmte Richtung sucht.

Toni
Ah, richtig. Die Richtung war es, die mein Aufhänger war. Ne, uns ist wichtig, dass wir alle im Team gleichermaßen im und am Unternehmen arbeiten. Also wir alle teilen unsere Aufgabenfelder in externe Arbeit, wie wir mit Kunden und Kundinnen arbeiten, in Beratung und Begleitung. Aber auch alle von uns haben auch interne Aufgaben, also sei es eben Finanzen oder Marketing oder Personal oder, oder, oder. Und das finden wir auch ganz wichtig, weil wir damit alle gleichermaßen mitbestimmte Teile des Teams sind und auch gar keine Diskussionen darüber auftreten, wer vielleicht wie wichtig ist, was das vielleicht mit der Entlohnung zu tun hat. Wir bekommen auch alle bedarfsbasiert das gleiche Gehalt und das wollen wir auch so beibehalten. Und damit quasi eine andere Art des Miteinanders und des Teams leben können. Von daher, jede Person, die dazukommen würde, sollte sowohl in Kundenprojekten, in der Beratung arbeiten, also auch intern irgendwas mitbringen und übernehmen können.

Tobias
Jetzt muss ich mich ganz arg zurückhalten, dass wir nicht noch in das Thema Unternehmenskultur abdriften. Da habe ich ja ganz viele Anknüpfelungspunkte gehört. Wunderbar. Vielen, vielen Dank für diesen Einblick, Toni. Marika, was haben wir denn so vor?

Marika
Also erstmal natürlich die Aufgaben aus der Gemeinwohlbilanz mal angehen und Blogbeitrag schreiben. Das wäre noch cool, oder?

Tobias
Das wäre noch cool oder? Vielleicht habe ich ja nächste Woche nochmal.

Marika
Ja, ich bin auf jeden Fall gespannt, was auch bei Treffen mit der lokalen Agenda und der grünen Stadt, was sich da noch so ergibt. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr vielleicht auch vielleicht mehr Veranstaltungen gibt, wo man neue Leute kennenlernen kann, neue spannende Leute und ja, vielleicht läuft uns noch das ein oder andere Projekt über den Weg.

Toni
Oh je, oh je.

Tobias
Nein. Naja, weil es läuft gut gerade.

Toni
Schön, ich bin super gespannt auf eure Gemeinwohlberichte oder die Gemeinwohlbilanz und eure niedergeschriebenen oder sonst wie angefertigten Erfahrungen mit genau dem Prozess. Ich glaube, es ist super spannend und viele können davon lernen und gerade wo ihr in Dresden jetzt in diesen anderen Netzwerken aktiver werdet, glaube ich, kann das auch ein schöner Ansprung für andere sein, zu sagen, okay, wir beschäftigen uns auch damit. Und allein dafür großer Respekt, also ich glaube, es braucht immer solche Vorreiter und Vorreiterinnen. Ohje, ohje. Ein Thema voran. No pressure. Das sollte es gar nicht sein, das ist ja keine Würde, sondern es ist ja was Schönes. Und auch das hat mit Fehlerkultur, tut mir leid, jetzt rede ich schon wieder von Kultur, das man, dass man sich eingesteht, ja, also vielleicht sagt er in zwei Jahren, wir haben das probiert, aber es war für uns nicht geeignet und wir haben was anderes gefunden. Auch das wäre okay, finde ich zumindest. Aber solche Themen auf die Agenda in solchen Netzwerken zu bringen, finde ich ganz wichtig, von daher großes Lob für das, was ihr bisher schon getan habt und wenn ihr noch mehr damit machen wollt, umso schöner.

Tobias
wollen wir und deswegen kann ich an der Stelle mich nur bedanken für deinen Ansporn und sagen schauen wir zuversichtlich in die Zukunft ja wollt ihr noch irgendwas sagen

Toni
Ich habe meinerseits genug pathetische Worte geschwungen, glaube ich, und würde es inhaltlich dabei belassen. Ich bin aber total dankbar für die Zeit, die wir jetzt gerade hier hatten. Ich fand, das war ein sehr, sehr schönes Gespräch. Mich hat doch total gefreut, eure Perspektiven zu sehen und eure Diskussion zwischenzeitlich mitzuerleben. Und es fühlt sich einfach schön an, zu wissen, bei euch passiert was und ihr seid total gewillt, voranzugehen. Ich finde es immer schön, so was mit zu beobachten. Und Unternehmen auf diesem Weg zu sehen und auch davon zu lernen. Also auch wir lernen natürlich davon. Von daher vielen, vielen Dank auch für eure Insights.

Tobias
Ja, Spiegel. Ich glaube, wir können das Gleiche zurückgeben. Ich habe eine Anleitung schonmal angesprochen. Wir sind dieses Jahr an vielen verschiedenen Punkten mit euch zusammen getroffen. Und daraus ist ja, hatte ich auch schon gesagt, unter anderem der Impuls gekommen, hey, jetzt lass uns doch mal unsere Gemeinwohlbilanz machen. Insofern vielen, vielen Dank für die tolle Inspiration, die wir dieses Jahr von euch bekommen haben, Toni. Vielen Dank für deine Zeit. So kurz vor Weihnachten noch mal hier fast ein Dreiviertelstunden mit uns im Podcast zu verbringen. Ich bin sehr gespannt, wie das Feedback unserer Hörerinnen ausfallen wird. Ihr habt gehört, den Toni findet ihr über plant-values.de. Das kommt alles noch mal in die Show Notes. Das kommt auch alles in die Show Notes. Sehr gut.

Marika

Tobias
Wir freuen uns auf euer Feedback. Ich vermute fast, es wird unsere letzte Folge vom Sandpapier dieses Jahr sein. Insofern wünsche ich, wünschen wir allen Hörerinnen eine schöne Weihnachtszeit, einen guten Rutsch. Schonmal. Und ja, vielen Dank für eure Zeit, Marika und Toni. Dankeschön. Danke, zurück. Und ich würde mich freuen, wenn ihr beim nächsten Mal auch wieder einschaltet bei dann der nächsten Folge vom Sandpapier. Macht's gut und tschüss.

Toni
Tschüss!