Folge 18 - Remotekultur/Tooling 2

In Sandpapier-Folge 2 und Folge 3 haben wir bereits eine Runde über unsere Remote-Kultur und die von uns verwendeten Tools gedreht.
Dank Coronoa hat sich auch bei uns die Situation zumindest ein bisschen verschärft und so sind wir bei Sandstorm nun nicht mehr "Remote-first" sondern tatsächlich "Remote-only" unterwegs.

Wie sich unser Setup in den vergangen Wochen und Monaten verändert hat und mit welchen kleinen Tricks wir unser Miteinander auch im Home Office etwas gemütlicher machen, besprechen in dieser Folge Schweden-Martin, Leon und Theo.

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Das Sandpapier ist unser wöchentlicher Podcast. Wir erzählen aus unserem Alltag, was wir versuchen, anders zu machen und welchen Herausforderungen und Experimenten wir uns auf unserem Weg stellen.

Die Folge zum Hören

Leon
Seht ihr den Ausschlag gerade bei Martin auf dem Deckel?

Martin
Also bei mir sehe ich keinen Ausschlag, der größer wäre als irgendwer anderes.

Leon
Martin ist dreimal so groß vorm Ausschlag, als die anderen, oder doppelt.

(Intro)
Das Sandpapier

Theo
Hallo und herzlich willkommen, moin moin, zu einer neuen Ausgabe des Sandpapiers, unserem Weekly Podcast von Sandstorm, bei dem wir Themen, Herausforderungen und Experimente aus unserem Alltag als Softwareunternehmen besprechen. Heute habe ich zu Gast bei mir den Martin Penkert oder auch Schweden Martin genannt. Hi Martin.

Martin
Hallo.

Theo
Und den Leon. Hi Leon.

Leon
Hi.

Theo
Und Stammhörerinnen und Hörer erinnern sich vielleicht, in welcher Konstellation wir unter anderem schon mal gesprochen haben, nämlich Folge zwei und zumindest ihr beide auch Folge drei. Da haben wir schon mal gemeinsam geredet über das Thema Remote Kultur und Remote Tooling und hatten auch damals schon angeteased, dass wir da sicherlich nochmal drüber sprechen werden. Und das wollen wir heute tun. Angesichts der aktuellen Situation scheint das ganz sinnvoll zu sein. Viele sitzen im Homeoffice und da wollen wir nochmal einen kleinen Einblick geben, wie das gerade bei uns alles funktioniert. Aber vielleicht erstmal so ein ganz kleiner Rückblick. Damals in Folge zwei haben wir über ein Discord-Experiment gesprochen. Vielleicht ganz kurz Martin, kannst du es nochmal umreißen, was wir damals gemacht haben?

Martin
Naja, Ausgang des Ganzen war, dass reine schriftliche Kommunikation uns nicht ausgereicht hat und wir wollten gerne auf eine, ich sag mal, einen höheren Austausch, eine höhere Frequenz kommen und haben gesagt, Audio wäre auch cool, so audio-technisch miteinander rum eideln und dann haben wir geguckt, Teamspeak, Discord, was gibt's da so, wir haben uns für Discord entschieden und haben gesagt, wir machen mal jetzt ein Experiment, zwei Wochen lang alle Kommunikation über Discord, das heißt, wir eideln in so einer Lounge rum oder haben halt Projektchannels, in denen wir uns unterhalten können miteinander über verschiedene Projekte und machen halt auch sämtliche schriftliche Kommunikation über dieses Discord-Tool und ich glaube, als wir den letzten Podcast aufgenommen haben, war das auch noch nicht abgeschlossen.

Theo
Ja, erinnere ich mich auch. Thema Eideln, das ist nicht bayerisch für irgendwas komisches machen, sondern das bedeutet... Was meinst du mit Eideln?

Martin
Muss ich das übersetzen?

Theo
Naja, ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher, wie geläufig dieser Begriff so... Ich glaube, für mich klingt das eher nach Gamersprache.

Leon
Soundgamer Tool, oder? Also rumhängen, ja.

Martin
Genau, also miteinander rumhängen ohne bestimmten Zweck. Man könnte auch Chillen sagen.

Theo
Ja, bitte, wir chillen. Lass uns chillen. Ähm, genau. Ähm, und Genau, das ist völlig recht. Das Experiment lief zu dem Zeitpunkt damals noch. Leon, kannst du dich noch entsinnen, wie dann der direkte Ausgang des Experiments war?

Leon
Also wir hatten gesagt, wir wollen nicht zwei Tools haben. Wir wollen nur eins haben. Deswegen geht sowohl schriftliche als auch mündliche Kommunikation dann mal über das neue Tool Discord, was so ähnlich viel kann wie Slack. Und am Ende haben uns einige Dinge gefehlt in der schriftlichen Kommunikation, weil eben doch noch relativ viel auch über Projekte geschrieben wurde und auch so selbst dokumentierend in so Diskussionssträngen, so in Channels dadurch dokumentiert war. Und sowas wie zum Beispiel Threads, also Seitenwege von Diskussionen gehen einfach an Discord nicht. Dann haben wir uns also zusammengesetzt und überlegt, in einer Retrospective gemacht und überlegt, ging das mit Discord? Ging das nicht? Können wir damit leben, dass einige Dinge fehlen? Und haben uns entschieden, dass wir für die schriftliche Kommunikation gerne zurück zu Slack möchten, weil das ist tatsächlich ein Heimspiel für Slack. Das ist das, wofür Slack eigentlich gebaut wurde, wie es uns schien. Und Discord sollte aber nicht wegfallen, sondern wir haben uns tatsächlich dann entschieden, dass wir Discord parallel betreiben. Die meisten haben es dann im Hintergrund laufen und haben zum Beispiel so eine, sich eine Taste gemacht, wo Push to Talk, wo sie quasi draufdrücken können, um egal, was sie gerade tun, um mit dem Kanal spontan zu sprechen, in dem sie sich befinden. Und so haben wir dann auf zwei Systeme gesetzt von da an.

Theo
Ja. Ganz am Anfang, also auch zu der Zeit des Experiments, war es ja noch so, dass wir relativ euphorisch waren im Sinne von, hey, das funktioniert plötzlich ganz gut mit der Remote-Kommunikation und dieses Vernetztsein. Wenn ich mich recht entsinne, ist es dann aber doch relativ drastisch eine Zeit lang eingeschlafen und wir mussten dann intern doch ziemlich viel Energie ins System stecken, dass letztendlich trotzdem immer wenigstens ein paar Leute im Discord waren, außer die, die sozusagen gezwungenermaßen, weil sie nicht bei uns im Büro sitzen, irgendwie den Kontakt gesucht haben. Also das, trotz anfänglicher Euphorie, hat es eine Zeit lang nicht so richtig gut funktioniert. Mein Gefühl war jetzt so im letzten Monat ist es tendenziell besser geworden und jetzt, dank Corona kann man sagen, quasi plötzlich explosionsartig angestiegen und tatsächlich haben wir jetzt gefühlt ein sehr, sehr gutes Remote-Only-Setup für uns gefunden, was zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, wo es sozusagen diese Teilung gibt, ziemlich gut zu funktionieren scheint. Martin, magst du mal die Säulen, diese Tooling-Säulen und die Kultursäulen kurz zusammenfassen?

Martin
Na ja, wir haben eigentlich nicht viel verändert. Wir haben nur ein bisschen. Also für mich hat sich eigentlich kaum was verändert. Das heißt, schriftliche Kommunikation. Das ist so der, ich sag mal, das Rückgrat unserer Kommunikation läuft halt immer noch über Slack. Dankbarerweise jetzt deutlich mehr als wenn noch die meisten im Büro rumhängen. Also für mich, mir kommt das total zu Gute mit dem, dass jetzt alle remote sind. Und es sind jetzt auch fast alle irgendwie im Discord tagsüber. Wobei halt in konzentrierter, also in Channels an denen steht, lass mich in Ruhe, ich konzentriere mich gerade. Was auch okay ist, man weiß, dass sie da sind und man könnte sie zur Not auf die Schulter tippen. Das ist halt auch wie im Büro, das ist okay. Und als ich sag mal, dritten jetzt als Addon zum Discord haben wir uns überlegt, das wäre auch schön, wenn wir uns sehen würden. Und deswegen kann man auch im Whereby. Das ist so ein Video Chat Tool oder so ein Video Präsenztool ähnlich wie Skype oder Google Meet oder keine Ahnung, was es da noch alles gibt. Da haben wir auch so einen Channel und da kann man dann halt auch rum eideln. Ich glaube, das ist die Nummer. Das heißt, man sieht sich auch ein bisschen. Und das Schöne ist, dass die Tools von einander unabhängig sind. Das heißt, ich kann mit zum Beispiel zwei Leuten in einem Projekt Channel sein und mich mit denen unterhalten im Discord. Gleichzeitig die anderen, die da sind, aber auch sehen im Whereby und im Slack sozusagen informiert bleiben über was sonst so passiert. Das ist das funktioniert sehr, sehr gut und schafft soziale Nähe. Ja, eine alternatische physische Distanz.

Theo
Eine Alternative zu Wearby, die gerade auch immer wieder genannt wird und die theoretisch auch sehr sehr gut ist, ist übrigens auch Jitsi. Das Schöne an Jitsi ist, man kann es selbst hosten. Das sollte man aktuell auch tun, weil tatsächlich das normale Jitsi zur Zeit relativ regelmäßig überlastet ist, verständlicherweise. Also Jitsi hostet selbst quasi auch irgendwie eine Instanz, aber zum Selbsthosten sicherlich eine coole Sache.

Martin
Wir kriegen übrigens kein Geld von denen. Das klang gerade sehr nach einem Werbeeinspieler. Ich bin Schatzi übrigens. Ich muss auch gleich mal reinplatschen.

Theo
Ich bin Schützi übrigens. Ich muss auch gleich mal reingrätschen. Tatsächlich war die... Ich muss ja. Achso, du meinst da jetzt? Achso, ja. Ja, grätsche ich erst mal rein.

Martin
Genau, ich muss da erst mal reingerätschen, weil ich finde Schizzi ganz furchtbar. Das funktioniert bei mir eigentlich nur so in zwei Prozent der Fälle überhaupt. Also ich muss mich da ungefähr 20 mal einloggen, bevor ich ein stabiles Bild und einen stabilen Ton kriege. Und dann geht das auch, ich sag mal so in Minutenweise wird das schlechter. Also ich kann das gar nicht empfehlen.

Theo
Jetzt grätsche ich rein, ja, also warum habe ich das mit reingeworfen, weil ich eben keine Werbung machen wollte und deswegen noch eine zusätzliche Alternative zu Wearby nennen wollte und zum anderen, also du hast recht, wir hatten zuletzt relativ viele Probleme mit Jitsi, aber eben nur mit der fremdgehosteten Variante, ich glaube zum einen, wenn man das selbst auf einer brauchbaren Infrastruktur hostet, dann geht das ganz gut und was an Jitsi halt cool ist, ist es prinzipiell erstmal Open Source und das resoniert zumindest mit mir sehr stark, deswegen würde ich Jitsi ungern jetzt an dieser Stelle verteufeln wollen und eher einfach mal so als weitere Option stehen lassen, genau, Wearby ist prinzipiell ein gutes Stichwort, denn Martin, du hast uns eine schwedische Tradition, etwas schwedische Kultur noch mit einfließen lassen und hast uns die Fika nahegebracht, was ist denn bitte die Fika? Ich hoffe, ich spreche es richtig aus.

Martin
Das klingt gut. Also, ich könnte es nicht besser. Oh, danke. Also, in Schweden ist das ein bisschen Arbeitskultur, dass die Leute sich so zweimal am Tag zusammensetzen. Meistens vormittags und meistens nachmittags nochmal und halt gemeinsam einen Kaffee trinken und über Dinge sprechen, die jetzt nicht unbedingt Arbeit sind. Das gehört einfach zum Arbeiten hier dazu. Das macht jeder, das kennt jeder. Also, wenn es heißt, mach jetzt Fika, dann weiß jeder, was gemeint ist. Tatsächlich ist es halt ein Zusammensein in der Gruppe, in bereichsübergreifend gerne auch mal, wo man über alles Mögliche spricht und mal kurz abschalten kann. Und das ist supergut, um sich gegenseitig kennenzulernen, um das Alignment in der Gruppe aufrechtzuerhalten, um auch festzustellen, was macht dann eigentlich der andere gerade so, womit beschäftigt er sich. Wir machen das ja morgens mit unserer Morgenrunde ganz, ganz ähnlich. Also, das ist vom Format her schon geht schon in die richtige Richtung oder in diese Richtung. Und als, ich sag mal, Add-on dazu haben wir uns jetzt überlegt, während wir uns den ganzen Tag nicht sehen, wäre es schön, irgendwie sowas auch nachmittags noch zu haben. Und dann machen wir jetzt eine virtuelle Fika nachmittags um irgendwie halb drei, also in drei Minuten. Das heißt, wir setzen uns zusammen, schalten Webby ein, gammeln zusammen im Discord-Launch-Channel rum, trinken einen Kaffee und quatschen über die Dinge, die uns gerade so beschäftigen. Ja, genau. Und vollkommen freiwillig und aber gut besucht. Also wir haben eher das Problem, dass das 12-Personen-Limit bei Webby dann greift und die Leute nicht mehr reinlässt.

Theo
Das ist tatsächlich ein Problem, da sollten wir auch noch mal gucken, was wir dagegen tun können. Mir hilft die Fika auch gerade, also ich finde das ein ziemlich gutes Mittel, weil gerade wenn man so diesen Büroalltag gewohnt ist und so aufeinander zu hängen, dann ist es echt strange, finde ich, wenn man plötzlich so relativ isoliert und man sieht die ganzen Leute nicht mehr. Das ist schon komisch, das finde ich eine coole Variante, die wir da mit der Fika gefunden haben. Vielleicht eine Besonderheit, ich meine du hast es vorhin schon mal kurz angedeutet, aber im Wherebei muten wir tatsächlich immer unser komplettes Audio und machen das Audio ausschließlich über Discord. Das hat eine ganze Reihe Vorteile, weil wir sozusagen das Video laufen lassen können und unabhängig davon beispielsweise Audiochannel wechseln können, solche Sachen. Das ist ein echt cool, flexibles Setup. Martin hat es ja vorhin schon mal angedeutet, für ihn ist es gefühlt gerade eigentlich, oder für dich ist es ja gerade eigentlich besser. Leon, wie geht es dir, seitdem wir quasi alle remote unterwegs sind?

Leon
Also es ist eine wahnsinnig positive Entwicklung auch aus meiner Sicht. Für mich ist das Team gefühlt nicht nur aufgelebt, hat nicht nur aufgelebt, sondern ich komme auch auf einmal an die Leute ran. Alle sind im Discord oder die meisten sind im Discord. Und es ist ein ganz interessantes Gefühl, wenn im Prinzip alle auf eine Art gleich sind, weil jeder alleine zu Hause sitzt und die gleichen Herausforderungen hat, die wir, die eigentlich normalerweise, also Martin und ich, die normalerweise nicht im Büro sind und der Rest eben schon sonst immer haben. Das schafft irgendwie so eine schöne Ebene. Ich weiß auch nicht, also mir gefällt es tatsächlich ganz gut, auch wenn die Situation natürlich blöd ist. Ich vergleiche das mal so ein bisschen damit. Ich war in Marburg in einem Dunkelcafé, ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Da ist man komplett im Stock finsteren und wird von Blinden bedient. Und interessanterweise ändert sich die Kommunikationsebene total, wenn man selbst nichts sieht. Auf einmal spricht man anders mit den Menschen, die hier lustigerweise ändert sich auch irgendwie so dieses komplette Verhältnis. Also ich habe dann bezahlt im Dunkeln, siehst ja nichts am Ende des Essens und meinte so, und wie weiß ich jetzt, dass ich richtig bezahle? Und dann meinte die blinde Bedienung, na, ihr müsst mir schon vertrauen. Oder du gibst mir mal deine Hand, dann erkläre ich dir, wie man am Schein fühlt, wie viel das wert ist. Also diese interessante Erfahrung der Umkehr der Perspektive wird dem Team, glaube ich, unglaublich gut tun, trotz der aktuell etwas schwierig zu handelnden Zeit.

Theo
Ja, also ich glaube auch, dass ich hoffe, dass wir einen sehr guten Weg finden, wenn es dann in Anführungsstrichen wieder zurück in die Normalität geht, dass wir dann das irgendwie schaffen, das mitzunehmen, was wir jetzt gerade als verteiltes Team quasi gewinnen an dieser Stelle. Ja, im Grunde, im Wesentlichen ist es das glaube ich auch. Fällt euch noch irgendwas ein, was wir jetzt gerade vielleicht anders oder besonders machen? Das scheint nicht so zu sein. Das ist mal ein Nein, ein schweigendes Nein. Gut, naja, dann würde ich fast vorschlagen, wollen wir es nicht unnötig in die Länge ziehen, dann sind wir hier für heute durch. Das ist effizient.

Leon
Das ist ma- das ist ma-

Martin
Wir schaffen endlich mal wieder unsere 20 Minuten.

Theo
Das ist großartig, wobei ich großer Freund persönlich der langen Folgen bin.

Leon
Ja, wir haben jetzt ein bisschen Kredit gewonnen für die nächste sehr lange Folge.

Theo
Genau, dann waren wir wieder länger. Ganz eine Minute, Mensch. Dann danke ich euch. Danke, Marti. Danke, Leon. Vielen Dank auch an die Hörerinnen und Hörer. Wenn ihr irgendwie Feedback habt, Fragen, auch gerne zum Setup oder ihr selbst uns irgendwie berichten wollt, wie ihr das so macht, schreibt uns gerne via Twitter oder via E-Mail. Wir freuen uns über alle Zuschriften und ansonsten bleibt mir an dieser Stelle nichts, als mich wie immer zu verabschieden. Und ich freue mich auf nächste Woche. Bis dahin, macht's gut! Ciao! Tschüss!

Leon
Das war's für heute, bis zum nächsten Mal.